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Kill 'em all, now more than ever! (Farin)

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Das FURT schreibt Gästebucheinträge

Begonnen von Schnoofy, 19. Oktober 2005, 16:19:57

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0 Mitglieder und 15 Gäste betrachten dieses Thema.

Schnoofy

Two down, more than 30 to go...
11.02.2011, 19:00 | fu (Ich geb ne Runde Reis aus!)

Gwendoline2000

Liebe Irre,

die wichtigen Fragen sind doch:

-wie kann man helfen?

-lernt irgendjemand etwas aus den ganzen Katastrophen, oder gehen Hybris und Zerstörung in ein paar Wochen weiter wie bisher?

-nutzt Gaddafi die Gunst der Stunde, um ungestört weiter "sein" Volk umzubringen? (Von Than Shwe und Kim Jong Il will ich gar nicht erst anfangen)

-ist es schizophren, gleichzeitig stinksauer, wütend, besorgt und trotzdem voller Optimismus und Vorfreude zu sein?

Nachdenklich,

fu
13.03.2011, 11:06 | fu

Badetuch

RETTET DIE MAIL DER WOCHE!


Liebe Irre, so kann es nicht weitergehen. Seit Monaten schon keine frischen Mails der Woche - Nachschub muss her, und zwar dringend!

Daher werde ich in ca. ein paar Tagen wieder einmal mein Postfach öffnen, für stolze drei Wochen.

(Natürlich gelten dieselben Regeln wie immer: bitte keine Autogrammwünsche, keine Einladungen zu Hochzeits-, Abi- oder Geburtstagsfeiern, keine Fragen, deren Antwort man durch Lektüre der FAQ oder nach drei Mausklicks im wahnsinnig informativen Internet findet und keine allzu unoriginellen Beschimpfungen. Mails mit Anhängen werden ungelesen gelöscht.)

Viel Spaß beim Schreiben!


Vademecum,

euer

fu(lkig)



P.S. Joyeux anniversaire, Serge Gainsbourg!
02.04.2011, 10:42 | fu (R.E.I.und S.)
Ein Forum ist ein Forum, nur mit ernstgemeinten Todeswünschen
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Vampyr

@ mekka
Naja, ich weiß nicht so Recht...Habe ihm schon ziemlich am Anfang geschrieben, doch bisland keine Rückmeldung bekommen.
Dabei habe keine privaten Fragen gestellt...
Nunja, vielleicht magst du auch einfach nur Recht haben und es wird noch etwas vom Meister kommen!

Bis dahin, L&V :-)
------
Liebe Magda,

ich weiß: nicht nur in deiner Phantasie sitze ich jetzt den ganzen Tag am Rechner, um alle Mails sofort zu beantworten. Leider sind es schon jetzt dermassen viele, dass ich selbst dann noch ein paar Wochen bräuchte - und ich hab ja auch noch ein kleines Leben nebenbei. Also richte dich am besten auf 4-7 Monate ein, bis eventuell eine Antwort kommt. Das gilt natürlich auch für die anderen Ungeduldigen da draußen.

LG, fu

------

14.04.2011, 19:57 | magda (wo der Jasmin blüht)

Sascha89

Liebe Irre,

.................................!!!!

Euer

fu(rakel)
08.08.2011, 09:11 | fu (Zurück aus der Zukunft, Baby)
That's your moral compass but what good is it to me?

Café Central Weinheim
- Die nächsten Termine:
28.11. Ignite+Slapshot / 29.11. Retrogott & Hulk Hodn
30.11. League Of Distortion / 06.12. Deaf Devils+Monkeys On XTC+more
07.12. Firtan+Arkuum / 08.12. Flohzirkus Orquestra

betty

#185
ZitatKann man wohl mit dem Fahrrad durch Botsuana fahren?
------
Wenn du ausreichend Wasser dabei hast, ist das gar kein Problem - ausgezeichnete Strassen, überhaupt eine gute Infrastruktur; wild Zelten könnte im Norden gefährlich sein wg. der Elefanten. Nur in die Kalahari solltest Du keinesfalls fahren - du könntest als Löwenfutter enden...

Bis auf Sandvipern sind übrigens alle in Botswana endemischen Schlangen ungefährlich, weil sie den Menschen meiden - selbst meterlange schwarze Mambas.

LG fu
------


11.08.2011, 21:37 | angst vor schlangen habende zuckertee (nee da wo staub in der luft liegt)


Schnoofy

Liebe Irre,

mir fehlen die Worte... meine lieben Freunde... für diese wunderschönen Gästebucheinträge... (um mal Majestix zu bemühen).

Danke!

Grüße aus dem Land, in dem die Dings nie... äh...

euer

fu(nfzigfast!)
28.10.2011, 11:17 | fahrian unkraut (da wir jehn, jips dó janich!)



Der Mann hatte gestern Geburtstag (48).

laternenjack


Vampyr

Liebe Irre!

"...Es ist ein einförmig Ding um das Menschengeschlecht. Die meisten verarbeiten den größten Teil der Zeit, um zu leben, und das bißchen, das ihnen von Freiheit übrig bleibt, ängstigt sie so, daß sie alle Mittel aufsuchen, um es loszuwerden..."

Lange nicht mehr hineingeschaut in den ollen Geheimrat. Sehr dramatisch, das Ganze! -

Der Winter steht vor der Tür bzw. eigentlich schon mitten im Wohnzimmer, wenn man mich fragt. Genau die richtige Zeit, um mit den Proben für zwei seehr spezielle vorweihnachtliche Abende zu beginnen; wenn es mich nur nicht die ganze Zeit in den Fingern juckte, so dies und das über Dieter Wermel aufzuschreiben --- aber das muss wohl noch warten.

Jetzt freue ich mich erstmal auf das, was da demnächst kommt - und genieße die Ruhe vor dem Sturm...

Für Winterreifen auf Fahrradfelgen!

Ewig euer

fu(ngle bells)
30.11.2011, 08:39 | fu (Sie hat mir meine Exzesse vorgeworfen!, Ach, mit so viel Liebenswürdigkeit...)

Michael1899

Liebe Irre,

frohe Festtage und kommt gut (und vor allem gesund) ins neue Jahr... wir sehn uns!!

Liebe Grüße,
26.12.2011, 12:43 | fu(nterwegs) (R,E,I, S,e...)

Badetuch

Eine äußerst blutrünstige Geschichte

1

Als im Jahre des Herrn 1985 der zweite Krieg der ´Ndrangheta begann, und die Condellos und andere ´Ndrine mit Pistolen, Kalaschnikows, Bomben, Dynamit und Panzerabwehrkanonen gegen den Clan der De Stefanos kämpften, war Federico vierzehn Jahre alt.

Sein Vater, Giuseppe Nirta, hatte früh mit der Ausbildung des Jungen begonnen: zu seinem dritten Geburtstag bekam er ein Jagdmesser, zwei Jahre später seinen ersten Revolver; mit zehn Jahren hatte Federico schon mehrere Männer getötet.
Im Santuario della Madonna dei Polsi verliehen ihm die versammelten Clans den Titel "Assassino"; damit war Federico der jüngste Amtsinhaber seit Menschengedenken, jünger sogar als der unglückliche Matteo Mancuso.

Federico gefiel das Amt des Assassino. Er nahm seine Aufgabe ernst, wie es sich für einen Giovane d´onore gehört; er hielt die Messer scharf, die Schusswaffen griffbereit und studierte täglich die hohe Kunst des Tötens.

Und zum Töten gab es in den folgenden Jahren reichlich Gelegenheit: der Assessino war zuständig für Feiglinge, Verräter und Überläufer. Wer das Gesetz der Omerta brach, machte früher oder später Bekanntschaft mit Federico. Er war gründlich, aufmerksam - und gnadenlos. Anfangs gab ihm Guiseppe noch Befehle, nannte Namen und schlug Orte vor, an denen die Morde stattfinden konnten; aber schnell wurde klar: Federico Nirta brauchte keine Ratschläge. Er schien zum Töten geboren zu sein: wie ein Schatten tauchte er plötzlich auf, schnitt Stefano Cariati, der mit einer Walther PPK in der Hand vor dem Fernseher saß, die Kehle durch; schlug dem für seine Grausamkeit berüchtigten Franco Canania die Schädeldecke ein; schoß in Herzen, Köpfe und Rücken; rottete ganze Familien aus - immer schweigend, unaufgeregt und präzise. Mit den Jahren bekam er den Spitznamen "Silenzio", und man fürchtete ihn; zu recht.

Von Zeit zu Zeit verschwand Federico, dann wanderte er alleine durch das Aspromonte - Bergmassiv und übte sich dort im gepfiffenen Code der Schafhirten - die perfekte Geheimsprache, unauffällig und abhörsicher. Nebenbei arbeitete er an seinen Messer- Wurftechniken, kletterte mit verbundenen Augen senkrechte Felswände hinauf und hinunter und tötete gelegentlich einen Braunbären mit bloßen Händen.
01.02.2012, 16:42 | fu (& was nu?) (Es ist mal wieder Zeit für etwas Unfug.)
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Badetuch

Eine äußerst blutrünstige Geschichte

2

Im Gegensatz zu anderen kriminellen Vereinigungen besteht die Führungsriege der ´Ndrangheta aus kompletten Familien; das macht sie so unangreifbar - denn wer sagt schon gegen den eigenen Bruder aus, wer verrät Onkel oder Vater? Die Familienbande sind fest, das Verbrechen hat eine lange Tradition in der Reggio Calabria; der Staat mit seinen Gesetzen und Handlangern ist weit entfernt.

Aber eines schönen Frühlingstages im März 1991 nahmen die Carabinieri in Carcaci, Sizilien, im Rahmen einer Verkehrskontrolle den wegen Waffenhandels und Drogenschmuggels gesuchten Michele Morabito fest. Das Besondere daran war, daß Michele als einer der seltenen Verbindungsmänner zwischen Cosa Nostra und ´Ndrangheta sehr viel wusste - und bereit war, über seine Bosse auszusagen, wenn man ihn am Ende laufen lassen und für seine Sicherheit garantieren würde. Pentiti haben keine hohe Lebenserwartung, und der zuständige Magistrat Giovanni Falcone wollte kein Risiko eingehen; so wurde Michele Morabito ins Gefängnis nach Rom überführt.

Das Rebibbia - Gefängnis in Rom ist ein beeindruckend hässliches Bauwerk. Nackte, schnurgerade Betonmauern ragen hoch über die umliegenden Häuser, an die vier Aussenecken schmiegen sich Käfige aus Stahl und schussicherem Glas, in denen schwer bewaffnete Carabinieri die umliegenden Strassen im Auge behalten. Videokameras fangen jeden ein, der sich in der Umgebung aufhält; und innen, hinter den Mauern, wird es dann richtig ungemütlich. Rebibbia ist die italienische Version der amerikanischen "SuperMax- prisons", ein Hochsicherheitsgefängnis für die Schlimmsten der Schlimmen.

Signore Falcone wollte kein Risko eingehen, zuviel hing von der Aussage seines Kronzeugen ab. Er liess die Wachen verdoppeln, und an den Zufahrten zur Via Bartolo Longo und Via Tiburtina wurden Panzersperren errichtet. Zum Schutz gegen Hubschrauber - Angriffe stellte das Militär eine Batterie Luftabwehrkanonen zur Verfügung.

Andere Häftlinge wurden verlegt, so daß Michele Morabito den gesamten Nord - Zelltrakt für sich hatte. Achtzehn Carabinieri mit Heckler & Koch - Maschinenpistolen, Gasmasken und Nachtsichtgeräten bewachten ihn rund um die Uhr, sein Essen wurde vorgekostet, zwei Ärzte standen für Eventualitäten bereit, und selbst die Klimaanlage wurde vom zentralen Umluftsystem abgekoppelt. Giovanni Falcone hatte an alles gedacht - nur nicht an einen Zwanzigjährigen aus San Luca in Kalabrien.
02.02.2012, 16:42 | fu (hatdenndernixbessereszutun?)
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Eine äußerst blutrünstige Geschichte

 3

 Es ist nahezu unmöglich, nach all den Jahren Fakt und Fiktion,
Wahrheit und Legende zu trennen. Sicher ist nur, daß Federico Nirta
am Dienstag, dem 2. April 1991 gegen halb neun Uhr abends in Bovalino
den Bus nach Lamezia Terme nimmt, dort eine Zugfahrkahrte zweiter
Klasse nach Rom löst, wo er am darauffolgenden Tage planmäßig um
zweiundzwanzig Minuten nach sechs Uhr morgens am Hauptbahnhof
ankommt.

 Das Wetter in Rom ist gut an jenem Morgen. Die Sonne scheint, die
Zeitungslieferanten verteilen pfeifend große, rosafarbene Packen der
"Gazetta dello Sport", vor den Strassencafés wird gefegt und junge
Damen der Oberschicht gehen tadellos frisiert mit eleganten
Jagdhunden an der Leine spazieren. Und Federico? Ist verschwunden.

 Wo Silenzio sich in den folgenden Tagen aufhält, was er tut, mit wem
er spricht, wo er isst oder schläft - wir wissen es nicht. Der Junge
ist wie vom Erdboden verschluckt. Natürlich hatte ihm der Vater
einige Kontaktadressen gegeben, es gab sogar schriftliche Anweisungen
von Primula Rossa Pasquale Condello, aber Federico meldet sich
nirgends; weder bei Stefano Greco (Spitzname: der Marder), noch bei
Giorgio Anania, einem alten Freund der Familie Nirta und
zuverlässigen Lieferanten von Waffen aller Kaliber.

 Am Donnerstag geschieht offenbar nichts.

 Freitags stehen die Polizisten im Nordtrakt des Rebibbia-
Gefängnisses gelangweilt vor der Zelle von Michele Morabito, während
dieser hinter Gittern ein (selbstverständlich vorgekostetes) Festmahl
aus Vitello Tonnato, Penne alle Vongole und Filetto di Maiale mit
Kartoffeln zu sich nimmt, dazu eine Flasche Nero d´ Avola.

 Am Samstag erklärt Condello die Mission für gescheitert; aber am
darauffolgenden Tag - Sonntag, dem 7. April - taucht Federico wieder
auf: um acht Uhr abends steht er plötzlich im Wohnzimmer der Familie,
schaltet schweigend den Fernseher ein und setzt sich neben seine
erstaunten Eltern auf das Sofa.

 Die Nachrichtensprecherin des Telegiornale kündigt einen Beitrag
über die Pressekonferenz von Giovanni Falcone zum Stand der
Ermittlungen an. Der steht hinter einer Batterie von Mikrophonen und
ringt nach Worten: Man habe alles getan& er verstünde die Welt nicht
mehr& in diesem Lande sei niemand mehr sicher& Ein Foto wird
eingeblendet, Giuseppe braucht einen Moment, bevor er das Gesehene
begreift: der schwarz/weiss Fernseher zeigt kein Rot. Aber die vielen
Körper, die auf dem Bild in bizarren Posen vor und hinter Gittern zu
sehen sind, schwimmen sicher nicht in einem Meer von schwarzer Farbe.

 Das war der Tag, an dem sein eigener Vater begann, Federico zu
fürchten.

 03.02.2012, 16:42 | fu (AchtungAchtung! Grosses Reissäckestürzen in
China!!)
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Badetuch

Eine äußerst blutrünstige Geschichte

4

Silvana Rosa war das schönste Mädchen in Plati. Es gibt Leute, die sagen, Silvana Rosa sei das schönste Mädchen Kalabriens gewesen; aber das ist eine einigermassen leichtsinnige Behauptung. Wir wollen bei den Fakten bleiben.

Jeder gesunde Junge, der Silvana Rosa begegnete, verliebte sich unsterblich in sie; die Hälfte der Lehrer an ihrem Liceo mussten entlassen werden, weil sie nur noch hilflos stotterten und kein Unterricht mehr stattfinden konnte. Mindestens vierzehn junge Männer nahmen sich das Leben, nachdem Silvana ihnen einen Korb gegeben hatte; selbst Padre Piromallo wurde dabei erwischt, wie er ihr während der Beichte einen parfümierten Liebesbrief zusteckte - aber Silvana interessierte sich nicht für Männer. Sie interessierte sich auch nicht für Pferde, Puppen, Spielzeug, Kleider, Frisuren oder Schuhe; Silvana wollte lesen.

Ihre Eltern besassen einige Restaurants und Eiscafés in der Umgebung und waren die Eigentümer der äußerst beliebten, aber etwas einfallslos benannten Bar Rosa. So wuchs das Mädchen auf in einem großzügigen Anwesen in der Via Domenico Mittica: eine Villa hinter Rosenhecken, mit Palmen im Garten, Marmorbädern und einer Bibliothek. Hier saß Silvana tagein, tagaus und las ein Buch nach dem anderen, während ihre Verehrer sich an den Rosenhecken die Kleidung zerrissen und die Haut zerkratzten, nur um einen Blick zu erhaschen - sehr zum Missfallen ihrer Mutter.

Sie las die Essais von Montaigne, als Alvano Bartoli ihr Rosen schickte; sie verschlang die Aphorismen von Schopenhauer, während Michele "Stuzzicadenti" diLauro ihr eine ungelesene Nachricht nach der anderen schrieb; sie staunte mit Borges im "Libro de los seres imaginarios", während Giorgio Mancusco - Bruder des unglücklichen Matteo Mancuso - sie unablässig durch sein Fernglas beobachtete; sie folgte Alice durch den Spiegel und langweilte sich auf der Suche nach der verlorenen Zeit, während ihr Vater im wirklichen Leben mehr "Schutzgelder" an die ehrenwerten Familien des Ortes zahlen musste, als er in seinen Gaststätten einnahm.

Eines Tages wurde das Silberbesteck im Hause Rosa gegen ein bescheideneres aus Edelstahl eingetauscht, nach und nach verschwanden die großen Mahagoni- Möbel und die schweren Teppiche, und zuletzt standen die vielen Bücher in den Regalen eines schwedischen Möbelhauses oder auf dem Fussboden. Silvana begann, in ihrer Freizeit nach der Schule in der Bar Rosa zu arbeiten, was den Umsatz massiv ankurbelte; doch all diese Opfer reichten nicht, um die Gier der ´Ndrangheta zu befriedigen.

Und so kam es schliesslich zu dem verhängnisvollen Treffen zwischen Giuseppe Nirta, Vater eines berüchtigten Assassino, und Alvano Rosa, Vater einer schönen Tochter, in dem beschlossen wurde, dass Silvana Rosa fortan die Fidanzata des Federico Nirta sei.
04.02.2012, 16:42 | fu(nerhört) (Wattnwattn, 1642 wurde doch Sir Isaac Newton jeborn, oda wie oda wat?!)
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ännelise

Eine äußerst blutrünstige Geschichte

5

Fortan wagte niemand mehr, Silvana in die Augen zu sehen. Die Liebesbriefe hörten schlagartig auf, die äußerst mitgenommene Rosenhecke konnte sich erholen, und aus der schönen, stets lachenden Silvana wurde eine ernste junge Dame, die sich keine Illusionen über ihre Zukunft machte.

Sie arbeitete noch immer in der Bar Rosa, doch die männlichen Besucher mieden sie, und die weiblichen tuschelten hinter vorgehaltenen Händen. Wie seltsam die Leute sind, dachte Silvana, ich selber habe mich gar nicht verändert, und trotzdem ist alles anders...

Mehr als je zuvor lebte sie in ihren Büchern, verfiel als Gopi dem Krishna, bewunderte die Tapferkeit Beowulfs im Kampf mit Grendel, träumte mit Poe einem Traum im Traume; in der echten Welt funktionierte sie einfach nur.

Man lud sie ein ins Haus der Familie Nirta, wo sie ihren Verlobten das erste Mal traf. Federico war hingerissen von ihrer Schönheit; und tief in ihrem Inneren musste sich Silvana eingestehen, daß Federico ihr besser gefiel, als sie gedacht hätte - natürlich rein äußerlich. Nach einer quälend langen Inaugenscheinnahme durch die gesamte Familie Nirta und einigen Tassen bitteren Tees liess man die beiden schliesslich alleine.

Sie stiegen die breite Freitreppe in den Garten hinab und gingen eine Weile zwischen Pinien und Zypressen spazieren.

Wie schön sie ist! dachte er, während er sie verstohlen aus den Augenwinkeln musterte.
Das ist jetzt mein Prinz Genji? dachte sie bei sich, und schwieg.
Schweigend und langsam liefen sie im milden Licht der Nachmittagssonne nebeneinander her.
Die Schwalben flogen tief.

"Und, macht es dir keine Angst, die Fidanzata eines Assassino zu sein?" fragte Federico schliesslich.

Silvana nahm ihren ganzen Mut zusammen und sah Federico direkt in die Augen.

"Ich bin deine Verlobte, weil mein Vater Schulden hat bei deinem Vater. Aber heiraten werde ich dich nur, wenn du das Morden sein lässt - das ist meine Bedingung!"

Federico hielt ihrem Blick stand. Er dachte nach. Schliesslich umspielte ein schmales Lächeln seine Mundwinkel, als er antwortete:

"Und wirst du als meine Frau keine Bücher mehr lesen?"
05.02.2012, 14:26 | fuhuhu

CyanGuitar

Eine äußerst blutrünstige Geschichte

6

Guiseppe war ausser sich. Pasquale Condello schickte beschwörende Nachrichten aus seinem Versteck. Im Santuario della Madonna dei Polsi gab es kaum ein anderes Gesprächsthema als den Assassino, nein: den besten Assassino aller Zeiten, der sein Amt niederlegen wollte.

Aber Federico meinte es ernst. Die Mutter nahm den Vater schliesslich beiseite und brachte es auf den Punkt:

"Es ist Liebe, Guiseppe. Finde dich damit ab."

Und Liebe war es, in der Tat. Federico hatte keinerlei Erfahrung mit diesen Dingen, und das verunsicherte ihn.
Er konnte problemlos einen Streifenwagen voller Polizisten in die Luft jagen; aber er wurde nervös, wenn er nur an Silvana dachte.
Er konnte Männer in ihren Betten anzünden, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken; doch sein Herz schlug bis zum Hals, wenn er abends an der Bar Rosa vorbeifuhr und sie hinter der Scheibe sah.

Einstweilen aber nahm Federico seine Pflichten noch ernst; er hatte seinem Vater immerhin versprochen, sich um Ersatz zu kümmern.

Die Suche nach einem geeigneten Nachfolger gestaltete sich nicht leicht - zu hoch waren die Ansprüche der Clans, zu groß die Schuhe von "Silenzio". Doch endlich war sich Federico sicher, den geeigneten Kandidaten gefunden zu haben; und so begann am Freitag, dem 13. August 1993 die Ausbildung von Gabriele Testa zum Assassino.


06.02.2012, 14:26 | fu(turologenkrongess) (Nawatwirdndittejetze, amoreickhördirtrapsn!)

CyanGuitar

Eine äußerst blutrünstige Geschichte

7

Wenn der Mariannengraben tief ist, der Mount Everest hoch, wenn man das Tote Meer salzig nennt und die Taiga weit, dann war Gabriele Testa stark.

Schon Gabrieles Großvater Antonio war berühmt für seine schiere Körperkraft: beim alljährlichen Stiereschleudern in Ciminá blieb er über viele Jahre ungeschlagen; sein im Jahre 1922 aufgestellter Rekord gilt noch heute. Gabrieles Vater Peppino ("Il Cesare", wie ihn seine Freunde nannten) stand ihm in nichts nach; bis heute halten sich Gerüchte, nach denen der Felsen, der den unglücklichen Matteo Mancuso beim Onanieren zermalmte, von ihm geworfen wurde, um die spätere Signora Testa zu beeindrucken.

So war niemand besonders überrascht, als Gabriele im zarten Alter von vier Jahren das Klavier vom Wohnzimmer in sein Schlafzimmer schob, weil ihm die Töne so gut gefielen, oder als er zwei Jahre später Padre Piromallo bei der Predigt über die Brüstung der Kanzel warf. Stutzig wurden die Leute erst, als er an seinem elften Geburtstag die Moto Guzzi des Vaters durchs Fenster ins Wohnzimmer hob.

Mit der linken Hand. In der rechten hielt er ein Eis in der Waffel.

Antonio sah es und lächelte.

Jetzt aber war Gabriele ein Mann, und seine Arbeit als Eisenbieger machte ihn nicht eben schwächer - besonders gut bezahlt war sie allerdings nicht. Da kam ihm der Anruf von Federico gerade recht, der meinte, er habe eventuell einen lukrativen Job für ihn.

Gabriele kannte Federico aus dem Liceo; und natürlich wusste er um dessen Amt und den Spitznamen, den Federico trug. Er selber machte sich nicht viel aus Gewalt und der ´Ndrangheta; der junge Cariati hatte leichtsinnigerweise einmal versucht, von "Il Cesare" Schutzgeld zu erpressen, seitdem hatte er nur noch ein Auge und zog das linke Bein nach.
Es galt gemeinhin als unklug, sich mit den Testas anzulegen.

Trotzdem fühlte Gabriele sich geehrt, als Federico ihm bei einem Gläschen Ciró Rosso vorschlug, sein Nachfolger zu werden.


07.02.2012, 21:46 | fu (hatdersichjetzeoochendlichnleksikonjekooftodawat, jipsdøjanich)

Badetuch

Eine äußerst blutrünstige Geschichte

8

In den ersten drei Monaten seiner Ausbildung zum Assassino lernte Gabriele Testa das Schiessen.

Sie trafen sich täglich in einem verlassenen Steinbruch. Federico brachte Waffen mit: die Beretta, einige AK 47, diverse Colts, seine geliebte .47er Magnum, Maschinenpistolen und - gewehre, eine Armbrust und Haubitzen - für den Anfang. Die Waffen stapelten sich; Gabriele schoss, lud nach und schoss weiter.

Mit der Zeit lernte er die feinen Unterschiede zwischen den verschiedenen Herstellern und Kalibern kennen; er wusste, dass man den Lauf der Kalaschnikow ein wenig nach unten richten musste, um die Kugeln genau ins Ziel zu bringen; er lernte, beidhändig zu schiessen - im Stehen, Liegen, Sitzen, Rennen und über Kopf hängend; nach acht Wochen sollte er die weissen Kaninchen, die Federico als bewegliche Ziele im Steinbruch ausgesetzt hatte, auf zweihundert Meter genau zwischen ihre kleinen, roten Augen treffen.

Die beiden aßen eine Menge gegrillter Kaninchen in jenen Wochen.

Federico zeigte ihm, wie man sich bewegt als Assassino; brachte ihm bei, auf die kleinen, unwillkürlichern Augenbewegungen zu achten, bevor ein Mann nach seiner Waffe greift; lehrte ihn, sich zu tarnen - was bei Gabrieles Körpergrösse kein leichtes Unterfangen war -; und unterrichtete ihn in den geheimen Zeichen und verlorenen Sprachen.

Und immer wieder ließ er ihn die Regeln wiederholen, nach denen ein Assassino vorgeht:

1. keine Emotionen,
2. kein Zögern,
3. schlage erst zu, wenn du sicher bist, dein Ziel zu treffen - dann aber sofort,
4. überrasche deine Opfer, wenn und wo sie es am wenigsten erwarten,
5. der Auftrag ist erst mit Eintreten des Todes erledigt.

Im zweiten Vierteljahr seiner Ausbildung konzentrierte Gabriele sich auf das Messer. "Il coltello é lo strumento degli veri Assassini!", wie Federico ihm einschärfte - und Gabriele war auch hier ein gelehriger Schüler.

Zunächst erklärte Federico ihm, was ein scharfes Messer ist und wie man es schärft. Ein Messer gilt als scharf, wenn man mit ihm ein vom Baum fallendes Blatt im Flug zerteilen kann; Gabriele verbrachte geduldig Stunde um Stunde mit Schleifstein, Öl und Lederstreifen.

Der Herbst war gekommen, der Winter stand vor der Tür; aber der Unterricht ging täglich weiter.

Er lernte, das Messer zu tarnen - im Stiefel, in der Jacke, in der Zeitung, im Ärmel, im Gürtel, im Kragen, in der Hand; er lernte, in einer flüssigen, kaum sichtbaren Bewegung den tödlichen Schnitt, den finalen Stich zu führen; und er lernte endlich, das Messer als Distanzwaffe zu gebrauchen.

Wieder dienten die weissen Kaninchen, deren Zahl sich seit dem vorläufigen Ende des Schiesstrainings verzehnfacht zu haben schien, als bewegliche Ziele; und selbst Federico war erstaunt, wie schnell Gabriele lernte, sein Messer tödlich genau zu werfen.

Wahrscheinlich hatte Gabriele einfach Hunger.

Nach neun Monaten im Steinbruch hatte Federico ihm nichts mehr beizubringen; die Ausbildung Gabrieles zum Assassino war abgeschlossen. Jetzt musste Gabriele in der Praxis beweisen, was er gelernt hatte.

08.02.2012, 21:46 | fu(nsinn) (neunmonatedauatdieausbildungalsoaltHEEER, dajipsdoNOCHwatwatsolangedauat...warnditnoma?)
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Eine äußerst blutrünstige Geschichte

9

Der Tourist stieg aus einem Bus, mitten auf der Via 24 Maggio. Er stellte seinen Koffer ab, putzte seine Brille, griff in die Tasche seines Mantels, holte einen Reiseführer heraus und studierte ein paar Minuten lang einigermaßen ratlos den kurzen Abschnitt über Plati. Dann schaute er sich um, las sich selbst halblaut die Strassennamen vor, fuhr mit dem Finger über den aufgeschlagenen Stadtplan, steckte schließlich das Buch ein, griff nach seinem Koffer und setzte sich in Bewegung.

Eine halbe Stunde später erreichte er das um die Ecke gelegene Hotel Universo.

Er bekam eine Suite in der zweiten Etage, stieg die Treppe hinauf, bewunderte die riesigen Kronenleuchter der Eingangshalle, die von einer generationsübergreifenden Staubschicht bedeckt waren, fand sein Zimmer, legte seinen Koffer auf die für Gepäck vorgesehene Pritsche, warf einen kurzen, aber zufriedenen Blick auf das breite, von einem ehemals roten Überwurf bedeckte Bett und stellte fest, dass er Durst hatte. Nach einem prüfenden Blick in den Spiegel schob er seinen Hut verwegen ein wenig höher, zählte die fremden Scheine in seinem Portemonnaie, steckte es in die innere Manteltasche und verliess pfeifend sein Zimmer.

Später am Abend lag der Tourist zufrieden auf seinem Bett und dachte an die attraktive junge Dame, die ihn vorher in der Bar so freundlich bedient hatte. Leider hatte er kein Wort von dem verstanden, was sie ihm erzählt hatte, aber es klang sehr lustig, und sie hatten viel gelacht. Das Mädchen war sogar noch schöner, wenn sie lachte, dachte er. Seltsam, dass die anderen Gäste sie überhaupt nicht wahrzunehmen schienen! - Wahrscheinlich alles schwule Italiener, fiel ihm ein und er kicherte.

Er war sich sicher, dass er von ihr träumen würde.

Es war lange her, dass er einen derart schönen Nachmittag verbracht hatte, dachte er noch - dann schlief er ein.

09.02.2012, 14:26 | fu(nerbittlich) (Alsolangsamfaliaicknübablick - schonwiedanneua?! Wersollnsichditalletmerkn, mitdiejanznnahmundso?!)
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Eine äußerst blutrünstige Geschichte

10

1995 war nach zehn Jahren und über sechshundert Toten der zweite Krieg der ´Ndrangheta schliesslich vorbei, der berühmte Pax Mafiosa wurde geschlossen. Federico war mittlerweile ein schweigsamer, aber stattlicher junger Mann von 24 Jahren; zur Feier des Friedens beschloss er, sein Amt niederzulegen - schliesslich hatte er in Gabriele einen mehr als würdigen Nachfolger - und seine Fidanzata endlich zu heiraten.

Er ging zu Gabriele, um ihm seinen Entschluss zu verkünden, als der ihm das Unerhörte berichtete: ein Tourist sei gestern in die Bar Rosa gekommen, hatte ohne jede Hemmung mit Silvana geflirtet - und die Schamlose hatte sogar gelacht! Valentina Costa hatte es mit eigenen Augen gesehen und natürlich sofort ihrer besten Freundin Chiara Giordano alles erzählt, die ihrerseits umgehend Giulia und Paolo Romano informierte - mit anderen Worten: die ganze Stadt wusste bescheid. Der Tourist sei übrigens noch im Hotel Universo, Zimmer 203.

Federico hatte Gabriele schweigend zugehört. Dann stand auf und ging zur Tür, als Gabriele ihn festhielt.

"Zuerst die Frau oder der Fremde?"

"Der Fremde." antwortete Federico finster.

"Ich begleite dich." sagte Gabriele im Aufstehen mit einer Stimme, die keine Widerrede zuließ, warf seine Jacke über die Schulter; gemeinsam verließen sie den Raum.

Der Tourist lag friedlich ihn der Badewanne seiner Suite und ahnte nichts Böses. Seine Brille, ohne die er nahezu blind war, lag auf dem Rande des Waschbeckens; er hatte das "Non disturbare, prego" Schild von außen an die Tür gehängt und döste ein wenig vor sich hin, als es plötzlich klopfte.

"No no no, krazie prego!" rief der Tourist und ärgerte sich über das offensichtlich analphabetische Hausmädchen. Dabei erinnerte er sich daran, wie er in Marseille einmal splitternackt vor einer alten Afrikanerin stand, weil er sein Zimmer nicht abgeschlossen hatte und sie plötzlich vor der Dusche auftauchte und die Hände zusammenschlug - "Mon dieu, mon dieu!" - das war ein Spaß! Er lachte leise, schloss die Augen und ließ die Arme entspannt über den Rand der alten Emaille- Wanne hängen.

Im Halbschlaf dachte er wieder an das schöne Mädchen; als er vorhin an der Bar... wie hieß sie noch? ... an der Bar Rosa vorbeiging, hatte er sie nicht gesehen; aber vielleicht würde sie ja in der Nachtschicht arbeiten... er würde sich leise hereinschleichen und sie überraschen... ganz leise... nein, ohne Knarren der Dielen! Und bestimmt ohne in fremden Zungen zu flüstern...

Der Tourist schlug die Augen auf. Obwohl er sie nur schemenhaft wahrnahm, sahen die beiden Hausmädchen, die da plötzlich in seinem Bad standen, überraschend groß aus, geradezu bedrohlich sogar; besonders die Linke schien ein regelrechter Brocken zu sein. Und beide hielten - er kniff die Augen zusammen - Pistolen in den Händen?!

Federico lächelte verächtlich. In ihren letzten Sekunden waren sie alle jämmerlich: Starke und Schwache; Arme und Reiche; kleine Fische und mächtige Bosse; aufrechte Männer genauso wie der Verräter Michele Morabito - alle hatten sie Angst vor dem Tod.

Er hob die Waffe.

10.02.2012, 14:26 | fu (ickhabschiss, keule...)
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