Neuigkeiten:

Keep on killing in the name of Die Ärzte! (Rod)

Hauptmenü

Politik-Thread

Begonnen von Zitronenmord, 10. Juli 2008, 21:25:07

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Wen wählst DU bei der Bundestagswahl (mit der Zweitstimme)?

CDU/CSU
3 (5.1%)
SPD
8 (13.6%)
Grüne
13 (22%)
FDP
5 (8.5%)
Die Linke
8 (13.6%)
Piraten
15 (25.4%)
NPD/DVU
0 (0%)
Sonstiges
1 (1.7%)
Gar nicht
1 (1.7%)
Nicht wahlberechtigt
5 (8.5%)

Stimmen insgesamt: 58

pazi

Zitat von: v-wort am 29. September 2009, 12:22:20Ich muss sagen, dass ich mit dem Wahlergebnis sehr zufrieden bin. Das Einzige, was mich stört, ist das Ergebnis der SED, auch bekannt als "Die Linke". Ich frage mich ernsthaft, wer den Versprechen dieser Partei Glauben schenkt und sie auch noch wählt.
Obwohl ein Teil von 'Die Linke' eine Nachfolgepartei der SED ist/war, sind übrigens die meisten SED-Mitglieder in die CDU eingetreten ;).
Über die Absichten kann man sich ja streiten, aber eine unbegründete Hetzkampagne kann ich nicht unterstützen.
Am Kraterrand, wo grün es thront, da hockt der kleine Frosch im Mond.

v-wort

Zitat von: Felix am 29. September 2009, 12:31:38Ist die Rechnung von Zitronenmord einfach an dir vorbeigegangen?

Keinesfalls, aber ich muss ja wohl nicht zwingend zustimmen...

Felix

#162
nein, aber eine Gegenargumentation würde mich interessieren, und vielleicht zusätzlich eine Erklärung, wie die Steuersenkungspläne der Tigerentenkoalition finanziert werden sollen.

VampiroLord

Zitat von: v-wort am 29. September 2009, 12:22:20Ich muss sagen, dass ich mit dem Wahlergebnis sehr zufrieden bin. Das Einzige, was mich stört, ist das Ergebnis der SED, auch bekannt als "Die Linke". Ich frage mich ernsthaft, wer den Versprechen dieser Partei Glauben schenkt und sie auch noch wählt.

Selbiges denke ich mir bei FDP und CDU auch immer. :o

besserpunk90

Zitat von: Zitronenmord am 29. September 2009, 00:18:00mehrausgaben (bildung, soziales, gesundheit): 140-160 milliarden
mehreinnahmen (vermögenssteuer, börsenumsatzsteuer, 53% spitzenstuersatz - wie bei kohl): 160-180milliarden

"Bildung, soziales, Gesundheit" - bin ich froh das die Linke, im Gegensatz zu den anderen bösen Parteien, konkrete Sachen Prophezeit und nicht das blaue vom Himmel lügt wie die anderen. ;D

Vermögenssteuer: Déjà vu, mh? Ich bin noch ziemlich jung, also Korrigier mich wenn ich falsch liege. Aber wurde die damals abgeschafft weil es Deutschland so gut ging und wir es nicht mehr nötig hatten ?

Das ganze Programm der Linken ist mir zu sehr für den Allgemeinen Pöbel. Genau solche Slogans stelle ich mir in Kneipen vor, kurz vor Ladenschluss. Den Spitzensteuersatz noch weiter runter setzten, find ich überflüssig. Ich finde nicht gut das ständig die "Reichen" die Soziale Unterschicht durchfüttern muss. Es soll tatsächlich Leute geben die haben Ihren Wohlstand verdient. Wieso sollen die davon Etwas abgeben? Versteh ich nicht.

Überspitzt gesagt, alles lächerlicher, scheinheilicher Populismus. Oder glaubst du der Schilli schaltet bei seiner S-Klasse immer unter 2000 U/min um Sprit zu sparen? ;)

Ich hoffe du nimmst das nicht persönlich :)

betty

Ich glaube kaum, dass sie "Reiche" eine Vermögenssteuer gefallen lassen würden, bzw. eine Umverteilung des Vermögens in Kauf nehmen würden. Die wandern dann halt aus.

Gabumon

Zitat von: betty am 29. September 2009, 20:09:31Ich glaube kaum, dass sie "Reiche" eine Vermögenssteuer gefallen lassen würden, bzw. eine Umverteilung des Vermögens in Kauf nehmen würden. Die wandern dann halt aus.

wen stört wenn sich so pack wie Ackermann verpisst?

«Das Internet? Gibts diesen Blödsinn immer noch?»
Homer Simpson, Sicherheitsinspektor im Kernkraftwerk Springfield.

Glowazowski

Zitat von: Gabumon am 29. September 2009, 20:27:59wen stört wenn sich so pack wie Ackermann verpisst?

Mich! Denn es stimmt ja tatsächlich, dass Großunternehmen und Reiche schon jetzt einen nicht ganz unwesentlichen Teil aller Steuern zahlen - und damit auch meine Bildung, die Straßen auf denen ich fahre etc.

Natürlich haben die reichlich Tricks, um auch in Deutschland weniger Steuern und Abgaben zu zahlen, als sie nach geltenden Gesetzen eigentlich müssten. Sie nutzen halt Schlupflöcher. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass sie trotzdem recht viel (im Vergleich zum Normalverdiener) auch wieder abgeben.

ruwen

Zitat von: besserpunk90 am 29. September 2009, 19:30:30Den Spitzensteuersatz noch weiter runter setzten, find ich überflüssig. Ich finde nicht gut das ständig die "Reichen" die Soziale Unterschicht durchfüttern muss. Es soll tatsächlich Leute geben die haben Ihren Wohlstand verdient. Wieso sollen die davon Etwas abgeben? Versteh ich nicht.

1. Eigentum verpflichtet
2. Das nennt man sozial
3. Wer soll denn sonst die "soziale Unterschicht durchfüttern"? Der Mittelstand damit die ja nicht in die Nähe von Reichen kommen? Willste die einfach verrecken lassen?

Felix

Zitat von: besserpunk90 am 29. September 2009, 19:30:30Vermögenssteuer: Déjà vu, mh? Ich bin noch ziemlich jung, also Korrigier mich wenn ich falsch liege. Aber wurde die damals abgeschafft weil es Deutschland so gut ging und wir es nicht mehr nötig hatten ?

Den Spitzensteuersatz noch weiter runter setzten, find ich überflüssig. Ich finde nicht gut das ständig die "Reichen" die Soziale Unterschicht durchfüttern muss. Es soll tatsächlich Leute geben die haben Ihren Wohlstand verdient. Wieso sollen die davon Etwas abgeben? Versteh ich nicht.

Auch die Linke will keine Gesellschaft, in der jeder, unabhängig von seiner Leistung, dasselbe verdient. Allerdings ist es nicht hinzunehmen, dass in einer der reichsten Industrienationen laut UNICEF jedes 6. Kind in Armut lebt. Hier muss nun mal der Staat eingreifen und von denen mehr Geld nehmen, die es gut verkraften können. Auch volkswirtschaftlich gesehen macht das Sinn, denn auch die Reichen brauchen gut ausgebildeten Nachwuchs, der ihren Wohlstand der auch erarbeiten kann. Denn die erfolgreichen Unternehmer verdienen ja nicht an ihrer Hände Arbeit, sondern zum größten Teil an der intelligenten Verwaltung von Arbeitskräften. Damit du mich nicht falsch verstehst, dagegen habe ich auch nichts!

Wenn jetzt das Vermögen oberhalb einer Million Euro (betriebliches Vermögen ist dabei ausgeschlossen, die eine Million wird nicht angetastet) mit einem geringen Prozentsatz besteuert wird, macht das keinen einzigen Millionär arm. Wohin er denn "fliehen" sollte ist mir auch nicht klar, denn auch zB. in der Schweiz und in den USA gibt es eine Vermögenssteuer (in der Schweiz übrigens auch eine für Reiche viel teurere Rentenversicherung), und so viel Platz ist in Monacco auch nicht ;)

 Hier mal eine Tabelle zum Überblick über die Vermögensbesteuerung von der linksradikalen OECD: http://www.oecd.org/document/29/0,3343,de_34968570_34968795_42147613_1_1_1_1,00.html

MfG

eva

Zitat von: betty am 29. September 2009, 20:09:31Ich glaube kaum, dass sie "Reiche" eine Vermögenssteuer gefallen lassen würden, bzw. eine Umverteilung des Vermögens in Kauf nehmen würden. Die wandern dann halt aus.
Da gibt es ein paar (wenige): Initiative Vermögender für eine Vermögensabgabe
It's nice to be important
But it's more important to be nice


Fan des "Clubs zur Unterstützung und Anwendung der Suchfunktion"
Übrigens: Eine Standart ist z.B. ein Handstand.

Pipe

Meine Tauschliste - Last Update: 06.07.2009
- derzeit kein Tausch möglich (Stand: 04/2010)-

eva

Da heute offenbar wieder ein Demo-/Streiktag ansteht, hab ich mal ein paar Fragen zur Hochschul-Politik an die lieben Nachbarn.

Zitat von: bildungsstreik.netZiel des Bildungsstreiks ist es, eine Diskussion zur Zukunft des Bildungsystems anzuregen. Des Weiteren sollen Möglichkeiten einer fortschrittlichen und emanzipatorischen Bildungs- und Gesellschaftspolitk aufgezeigt und durchgesetzt werden. Dem Einfluss der maßgeblichen politischen und ökonomischen Interessen im Bildungsbereich setzen wir unsere Alternativen entgegen:

-selbstbestimmtes Lernen und Leben statt starrem Zeitrahmen, Leistungsdruck und Konkurrenzdruck,
-freier Bildungszugang und Abschaffung von sämtlichen Bildungsgebühren wie Studiengebühren, Ausbildungsgebühren und Kita-Gebühren,
-öffentliche Finanzierung des Bildungssystems ohne Einflussnahme der Wirtschaft unter anderem auf Lehrinhalte, Studienstrukturen und Stellenvergabe
-und Demokratisierung und Stärkung der Mit- und Selbstverwaltung in allen Bildungseinrichtungen.

-Ok, mit dem ersten Punkt habe ich meine persönlichen Probleme (Leistungsdruck tut mir gut ;)), aber ich kann den Wunsch verstehen.
-Zweites klingt wunderschön, scheint mir aber momentan etwas unrealistisch. (Ich war sogar überrascht, als von "Einführung der Studiengebühren" berichtet wurde, da ich nicht wusste, dass ihr zuvor gar keine hattet. Gegen Erhöhungen kämpften wir zwar auch gerade - erfolgreich. Aber es sprechen doch alle vom BAföG - und laut WP bekommt immerhin 1/4 der Studis in D diese finanzielle Unterstützung..?)
-Siehe oben. Weniger Gebühren, sicher nicht mehr Steuern, aber auch keine Finanzierung von "Privaten"? Wer bleibt dann noch übrig zum Bezahlen?
-4. super. Frage jedoch: Gibt's denn wirklich keine "Mit- und Selbstverwaltung"?

Ich komm mir irgendwie gerade sehr konservativ vor?! :P Zugegeben, ich habe mich noch nicht so eingehend mit den (u.a. auf der Website wahrscheinlich aufgeführten) Problemen beschäftigt.

Also, bitte erklärt mir, liebe eventuell Betroffene:
Wie schlimm ist es denn wirklich? Was sind alle die "schrecklichen Zustände" an euren Unis?
Steht ihr selber auch hinter den Forderungen?
Oder: Lebe ich vielleicht in einem Hochschul-Paradies??

It's nice to be important
But it's more important to be nice


Fan des "Clubs zur Unterstützung und Anwendung der Suchfunktion"
Übrigens: Eine Standart ist z.B. ein Handstand.

BelaC

Hier mal der Eindruck eines "Betroffenen":

- Studiengebühren:
Meiner Meinung nach sind nicht die Studiengebühren an sich das Problem, sondern wie mit ihnen umgegangen wird. Eigentlich wurde ja versprochen, dass durch die Studiengebühren zusätzliche Leistungen für die Studenten bereitgestellt werden. Das geschieht aber nur in sehr geringem Umfang. Hauptsächlich verschwinden sie in einem Loch, da mit einführung der Studiengebühren das Land die finanzielle Unterstützung der Unis zurückgefahren haben und die Löcher die da entstehen werden jetzt mit Studiengebühren gestopft. Z. B. werden damit jetzt die Heizkosten gezahlt und das kann so nicht Sinn der Sache sein. Eigentlich sollte sich die finanzielle Situation der Unis mit den Studiengebühren massiv verbessern, aber auch dank der neu eingeführten 3-Kinder-Regel ist genau das Gegenteil eingetreten.

- Leistungsdruck:
Da kann ich dir voll zustimmen. Ich denke die wenigsten die ich kenne würden mit dem selbstbestimmten Lernen etwas anfangen können. Mich mit eingeschlossen. Andererseits ist die ganze Bachelor/Master Reform sehr überstürtzt geschehen und die Lehrpläne wurden nicht wirklich darauf abgestimmt. Es ist bei mir im Moment (studiere Sozialwissenschaften im 3. Semester) wirklich nur ein bloses Auswendiglernen und zur Klausur wieder auskotzten ("Lernbulimie"). Im Prinzip die selbe Situation wie an den 8-Jährigen Gymnasien.

- Zum einfluss der Wirtschaft:
Zum einen merke ich bei mir keinen großen Einfluss von außen (liegt wahrscheinlich auch am Fach) und zum anderen denke ich, dass es wichtig ist, die Wirtschaft mit dabei zu haben. Was bringt es mir, wenn ich was ganz tolles lerne, aber damit später in der Wirtschaft keinen Arbeitsplatz finde? Dann bin ich zwar ganz toll schlau aber arbeitslos. Das kann nicht das Ziel der meisten sein.

- Mit- und Selbstverwaltung:
Das Ganze funktioniert schon recht gut, wobei die letzte Entscheidungsgewalt natürlich immer beim Rektor liegt. Ob das jetzt überwiegend gut oder überwiegend schlecht für uns Studenten ist kann ich aber nicht beurteilen.
Ich weiß, das klingt jetzt ziemlich sinnlos,
immer noch besser als wie Windows.

Sadan

- Studiengebühren:
Die Studiengebühren sind meiner Meinung nach schon ein Problem. Ich hab zwar keins weil ich ganz gut Kohle hab und auch meine Eltern gut hinter mir stehen aber wer das nicht hat muss extrem viel Zeit in Job(s) aufwenden wes dem Studium an sich nicht gerade gut tut. Ich kenne einige Betroffenen die dadurch wesentlich länger (4 Semester) studieren mussten weil sie das ganze zeitlich einfach nicht auf die Reihe brachten. Ein Vorteil bei einer Jobbewerbung ist das sicherlich nicht. Was mein Vorredner zum Löcherstopfen gesagt hat, kann ich so nicht bestätigen, unsere Uni hat sehr viel Geld jetzt und verwendet das auch teilweise ganz gut (neue Dozenten, gutes Mensaesse etc.) allerdings haben sie selbst zugegeben dass sie mit 300 Euro locker hinkommen würden.
Was allerdings die Höhe ist, ist das Angebot der Unileitung die Gebühren um 100€ zu senken wenn wir Studenten unser Mitspracherecht bei der Verwendung abgeben.

- Leistungsdruck:
Auch ich denke die wenigsten die ich kenne würden mit dem selbstbestimmten Lernen etwas anfangen können. Aber auch bei uns ist die ganze Bachelor/Master Reform sehr überstürtzt geschehen und die Lehrpläne wurden nicht wirklich darauf abgestimmt. Ich sprech hier als erster Bachelor Studioengang meines Fachs und es ist wirklich schlimm weil sie praktisch die Diplomlehrpläne zusammenpressen. Außerdem werden zu wenig Exkursionsplätze für Große Exkursionen angeboten die im Studiengang Geographie Pflicht ist (und übrigens auch nochmal ca. 2000 - 3000 € kostet). Dadurch verlängert sich die Studienzeit einiger. Das kanns eigentlich nicht sein. Mit dem Auswendiglernen und zur Klausur wieder auskotzten kann ich meinem Vorredner nur zustimmen.

- Zum einfluss der Wirtschaft:
Da merk ich absolut gar nichts. Aber das ist in meinem Studiengang wohl normal.

- Mit- und Selbstverwaltung:
Wir haben zwar Mitbestimmungsrechte und Hochschulgruppen die unsere Interessen bei der Unileitung vetreten, allerdings wird das so wie ich mitbekomme nicht wirklich ernst von dieser genommen und unsere Anliegen größtenteils ohne Prüfung einfach übergangen.

pazi

Zitat von: eva am 17. November 2009, 01:43:16[...]
Also, bitte erklärt mir, liebe eventuell Betroffene:
Wie schlimm ist es denn wirklich? Was sind alle die "schrecklichen Zustände" an euren Unis?
Steht ihr selber auch hinter den Forderungen?
Oder: Lebe ich vielleicht in einem Hochschul-Paradies??
Von mir nur mal kurz.

- Studiengebühren:
Deutschland hat europaweit den geringsten Anteil Studierender. Diese Klage wird sogar von Kultusministern bestätigt.
Wieso man da nun ausgerechnet zusätzliche Gebühren einführt, ist mir unverständlich. Soweit ich weiß, hat sich die UNO übrigens auch gegen Studiengebühren ausgesprochen. Dass die Länder bzw. der Bund die Unis damit in eine (meist) ungewollte falsche Abhängigkeit von Studierenden bezüglich Leistungen in der Lehre bringen, ist auch nicht wirklich förderlich.

- Leistungsdruck:
Man merkt es schon daran, dass sich die Menge engagierter Studierender merklich ausdünnt. Es fehlt einfach die Zeit, noch ernsthaft über den Tellerrand hinauszuschauen, sich zu engagieren (worauf die Unis in Zeiten knapper Kassen oft angewiesen sind) und dabei noch in Regelstudienzeit zu bleiben. Dass die zusätzlichen Gebühren und anderweitige höhere Preise (z.B. aufgrund fehlendem studentisch bezahlbaren Wohnraums) da noch Druck aufbauen, ist -denke ich- klar.

- Einfluss der Wirtschaft:
Man merkt es an den neuen Namen der Hörsäle, einem Mailserver, den man ohne Webfrontend nur mittels proprietärer Software (eben Microsoft-Zeug) nutzen kann, ganz vielen (manchmal auch wirklich tollen) Vorträgen von Wirtschaftsvertretern, haufenweise Kopplungen mit Unternehmen in unserem (angegliederten) Forschungszentrum und da gibt es noch andere Dinge. Klar hat das gute Seiten, nur geht m.E. damit die (zwingend notwendige!) Unabhängigkeit bzw. Demokratie in der Bildung flöten. Es mag durchaus Leute geben, die das gut finden, ich hingegen mag Demokratie eigentlich ganz gerne.

- Mit- und Selbstverwaltung:
Als Studierender in Baden-Württemberg brauche ich dazu wohl nicht viel zu sagen. Wir haben offiziell eigentlich nichts zu sagen (genau ein AStA-Referent, der sich politisch auch nicht äußern darf), haben uns nach Filbinger nach und nach eigene unabhängige Strukturen aufgebaut, denen manchmal Gehör geschenkt wird, aber manchmal - wenn es der Uni-Leitung nicht passt - auch nicht. Dass das zentrale Aspekte, wie ob man für militärische Zwecke forschen sollte bzw. darf (von öffentlichen Geldern!), trifft, obwohl sich die Mehrheit der gesamten Studierenden dagegen ausgesprochen hat, juckt da wohl niemanden. In Bayern gibt es übrigens auch praktisch keinen AStA. Reale Stimmgewichte haben wir also sage und schreibe 0 (Null).

Zu dem heutigen "International Students Day" nur ein paar Zeilen einer schönen Musikantentruppe aus Berlin:
"Zu hundert oder tausend kriegen sie langsam Ohrensausen.
Sie werden zwar sagen, das ist nicht viel,
aber tausend sind auch kein Pappenstiel.
Und was nicht ist, das kann noch werden.
Wir können uns ganz schnell vermehren.
In dem Land, in dem wir wohnen,
sind aber 'n paar Millionen.
Wenn wir uns erstmal einig sind,
weht, glaub ich, 'n ganz anderer Wind."
Am Kraterrand, wo grün es thront, da hockt der kleine Frosch im Mond.

Schnoofy

Um mal wieder fuer ein wenig Gespraechsstoff zu sorgen: BAföG-Erhöhung kommt wohl nicht 2010

Zitat von: N24.deEs war ein erster Erfolg des Bildungsstreiks: Bundesbildungsministerin Schavan hatte überraschend angekündigt, das BAfög zu erhöhen. Doch 2010 wird das wohl noch nichts, wie Medien berichten.

eva

#177
Ich hab gemerkt, dass meine Frage wohl etwas voreilig war. Die Unis in Bern, Zürich und Basel haben sich den Protesten angeschlossen...  ;)

Bei den Studiengebühren meine ich natürlich nicht, dass die so hoch sein sollten wie möglich :P. Das Problem der arbeitenden Studierenden (hier auch ca. 2/3) kenne ich genauso. Das komischste Argument von Seiten der Schulleitung war: Bei höheren Gebühren seinen die Studis motivierter und leistungsfähiger. Hä? Meine Logik ist eher: mehr bezahlen >mehr arbeiten >weniger Zeit fürs Studium >schlechtere Leistung >weniger Motivation...
Nur sind einige hundert € mMn schon "verträglich", mit entsprechenden Hilfsangebogen für Studierende mit eben nicht-akademischem Familienhintergrund (oder wie sagt man politisch korrekt?). Allgemeine Gebühren auf niedrigem Niveau sind mir jedenfalls lieber als ein extremes zwei-Klassen-System mit kostenlosen (ev. schlechten) öffentlichen und superteuren privaten Elite-Unis.
Da die Gebühren in D allerdings grösstenteils erst gerade eingeführt wurden, kann ich die Empörung doch verstehen. Und wenn dafür andere Einnahmen der Unis zurückgehen, stimme ich BelaC zu.
Zitat von: BelaCHauptsächlich verschwinden sie in einem Loch, da mit einführung der Studiengebühren das Land die finanzielle Unterstützung der Unis zurückgefahren haben und die Löcher die da entstehen werden jetzt mit Studiengebühren gestopft. Z. B. werden damit jetzt die Heizkosten gezahlt und das kann so nicht Sinn der Sache sein.
Nach dem Grund der Einführun hab ich ja gar nicht gefragt. Hiess es denn einfach "Anderswo müssen die Studenten auch zahlen, also führen wir das mal ein" oder war wirklich gedacht(/versprochen worden) damit neue Angebote zu schaffen? In dem Fall wäre es ja verständlich, wenn die Studierenden sagen, wir haben zu wenig Platz, zu wenige Dozenten, etc. und mit einer Gebühr diese Mängel verbessert würden.
Zitat von: SadanWas allerdings die Höhe ist, ist das Angebot der Unileitung die Gebühren um 100€ zu senken wenn wir Studenten unser Mitspracherecht bei der Verwendung abgeben.
 :o

Bin gerade überrascht, dass ihr mir in Sachen selbstbestimmtes Lernen zustimmt. Ich werd sonst gemeinhin als Ausnahme gesehen :). Aber wenn ich von Philosophie- oder Germanistik-Kolleginnen höre, dass sie so 8 - 14 h Präsenzzeit haben, glaube (bzw. hoffe ;)) ich schon, dass da noch einiges in Selbst(bestimmtem)-Studium dazukommt.
In Sachen Bologna-Reform habe ich vielleicht Glück gehabt, dass die Umstellung bei uns früher (und daher wohl weniger überstürzt) angegangen wurde. Die letzten Studiengänge haben ca. 05 umgestellt. Und wie mir scheint (hab ja keinen direkten Vergleich), wurde da auch nicht allzu viel geändert. Das Diplomstudium wird quasi einfach zwischendrin mit einem Abschluss (und der Möglichkeit zum Aus- oder Umstieg) "unterbrochen". Was früher "1. und 2. Vordiplom" hiess, sind heute "Basisprüfung und 1./2. Prüfungsblock". Die Kreditpunkte wurden nahezu 1:1 mit den Semesterwochenstunden gleichgesetzt, was so ganz grob auch passt.
Klar, das erste Jahr ist (in meinem Studiengang) fast vollständig als Stundenplan festgelegt. Dann gibts aber im 2. einige Wahlmöglichkeiten und im 3. kann man frei eine Vertiefung wählen und die ergänzenden Fächer fast frei zusammenstellen. Weitere Fächer nach Wunsch kann man fast immer in irgendeinem Modul anrechnen lassen. Für den Master gibts wiederum 5 Vertiefungsvarianten und darin so viel Auswahl, dass ich eher Mühe hab mich zu entscheiden, als was Interessantes zu finden.

Und ja, ich hab bis jetzt alles besuchen können, was ich wollte (bei Überschneidungen, hab ich dann freiwillig verzichtet). Mit einer Ausnahme: Eine Vorlesung wurde nicht durchgeführt, weil man keinen geeigneten Dozenten gefunden hatte ;P.
Und um einen Sitzplatz bangen müssen höchstens zu spät Kommenden anfangs des 1. Semesters. - Aber da scheint es bei der Nachbaruni auch mit ganz anderen Sitten zuzugehen...


Zur Privatwirtschaft:
In nachträglichen Evaluationen melden Alumni meist, dass leider viele für die spätere Arbeit wichtige Fähigkeiten im Studium zu wenig gelehrt/geübt werden. Die Firmen sagen auch manchmal, dass hier nur realitätsferne Akademiker ausgebildet würden, die nicht arbeiten könnten... Und der sog. Technologie-Transfer wird dafür von der Uni immer wieder betont. Es sei doch sehr wichtig, dass die neuen Möglichkeiten aus der Forschung der Wirtschaft und Gesellschaft zur Verfügung stehen.
So gesehen, ist die die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft wohl wichtig, nützlich und notwendig, wie BelaC auch schon geschrieben hat.
An diversen Messen kämpfen Firmenvertreter um die Aufmerksamkeit der neu- oder bald-Abgänger. Schön zu wissen, dass wir begehrt sind ;) und manchmal durchaus witzig. Vorträge und Unternehmenspräsentationen gibts auch zuhauf. Aber die muss man ja nicht besuchen. Wer hingeht, kriegt manchmal wertvolle Infos, manchmal Werbesendungen.
Gegen gespornsorte Hörsääle hab ich relativ wenig einzuwenden. Meist fällt mir das nicht mal auf. Ab und an werden nun gar Lehrstühle finanziert. Das scheint einerseits logisch: Ne Versicherung hat natürlich Interesse, dass sich die Studierten in ihrer Branche auskennen und bezahlt einen Dozenten für "Risiko und Nachhaltigkeit" (oder so). Klingt nach ner schönen Symbiose. Natürlich wirds hier aber gefährlich, wenn sich die zu stark in die Lehrinhalte einmischen wollten. Aber dann wären bei uns nicht nur die Studis empört, sondern die Rektorin würde wohl mit als erste protestieren. Die Hochschulleitung verteidigt nämlich ihre "Wissenschaft als sachliche neutrale, unabhängige Stimme" vehement!
Stimmt, unser Mailzugang funktioniert auch über MS Outlook WebAccess, aber das klappt ja auch mit fremden Browsern (mit Mailprogrammen hab ichs noch nie versucht). Und wenn die Studis nun finden, dass zu sehr auf Windows gesetzt wird (obwohl in allen Computerräumen Linux&Windows als Dualboot installiert sind), haben sich einige im Rahmen der Nachhaltigkeit (nach Brundtland wohl der gesellschaftlichen ;)) zusammengetan und bieten Infos, Linux-Installationsevents und Hilfe an. Die Einladungen dazu werden brav an alle Eigeschriebenen in ihre Outlook-Postfächer verschickt.

Mit- und Selbstverwaltung:
Wie unser Fachverein so schön schreibt: "Wir konnten schon bei verschiedenen Gelegenheiten an anderen Universitäten (UniZH, EPFL) beobachten wie schwierig es ist die Anliegen der Stundenten zu vertreten, wenn die Studentenschaft nicht organisiert ist. An der ETH sind wir in der sehr privilegierten Situation, dass der VSETH durch seine sachliche Art auch als kompetenter Interessensvertreter wahrgenommen wird und so bei der Schulleitung akzeptiert und auch als Verhandlungspartner für studentische Anliegen angesehen wird."

Es scheint allerdings auch so, dass es nur deswegen so gut klappt, weil die Studi-Organisationen sich so "brav" verhalten. (Oje, wird das ein Plädoyer wider die Revolution? ;)) Aber letztlich ist es wahrscheinlich ähnlich: Ob ihr Gehör findet, weil ihr eben zu tausenden auf die Strasse geht (Ja, bitte! Wenns anders nicht klappt.), oder weil die Unileitung eben weiss, dass die tausenden gut organisiert hinter denen stehen, die mit ihr verhandeln.

Die Studiorganisationen sind hier also ganz gut organisiert und integriert. Mit Fachvereinen und dem Dachverband (VSETH), Mitgliederrat, Fachvereinsrat und diversen Kommissionen.
Plus, wir können Vertreter in die Unterrichtskommission schicken. Das sind momentan 2-3 pro Jahrgang, die "wird mit Dozierenden über unsere Vorlesungen und Studienreglemente debattieren. Es ist eine wichtige Komission, in der wir Studierenden sehr ernst genommen werden." Ja, und das stimmt so. Neue Vorlesungen werden beschlossen, momentan werden Lösungen gesucht, wie der Übergang zwischen Bachelor und Master noch optimiert werden kann und wie gewisse Minorvorlesungen zB. besser platziert werden könnten, damit wir wirklich wählen können, was interessiert, nicht nur was in den Stundenplan passt.
Dazu können Studivertreter an die Departementskonferenz gehen (wo alle Profs zusammensitzen) und selbst an der Notenkonferenz dabeisein (wobei dort ohne Stimmrecht natürlich ;)).
Find ich also ziemlich demokratisch.

Eine interessante Neuerung, die von Seite der Studierenden vor 5 Jahren bei uns eingeführt wurde, ist die "goldene Eule". Die Profs werden ja bisher immer noch vor allem an ihrem wissenschaftlichen "Output", also Publikationen, gemessen und die vom Rektorat durchgeführten Unterichtsevaluationen (alle 2 Jahre wird jede Lehrveranstaltung per Umfrage bewertet) blieben fast gänzlich ohne Konsequenzen. (Bei einer miserablen Bewertung musste, soweit ich weiss, ein Didaktikkurs besucht werden und das wars.) Jedenfalls wurde nun diese neue Auszeichnung ins Leben gerufen. Wir erhalten jährlich eine Umfrage und können darin alle Dozenten bewerten, bei denen wir eine LV belegt hatten. Der/die beste jedes Departements erhält den Preis für exzellete Lehre. Natürlich wirds immer Dozenten geben, für die die Lehre eine lästige Pflicht bleibt und denen sowas am Allerwertesten vorbei geht, aber die Auszeichnung hat schon eine gewisse symbolische Kraft entwickelt.
Vielleicht könnte das auch für andere eine Idee sein, mal positiv einen Ansporn für gute Lehre zu schaffen.

Gute Erfahrungen haben wir (ähm, dabei engagiere ich mich gar nicht in der Hochschulpolitik, weils bereits recht gut läuft) also mit einer organisierten Struktur und sachlichen Verhandlungen gemacht.
Wenn das ausnahmsweise mal gar nichts bringt, wird halt zB auch eine Protestaktion mit "Leichen" veranstaltet. (Was dann den Waffenhersteller RUAG im folgenden Jahr von der Kontaktmesse ferngehalten hat.)


Zur Studierendenquote übrigens: (Ich dachte, dass wir - mit ca. 20 -25% - die niedrigste haben?)
Da bin ich absolut dagegen, dass die so zwingend erhöht werden muss. Als Sportartikelverkäufer, Kranführerin, Krankenpfleger, Koch, Friseur, Tierpflegerin, Maler, Elektroniker, Floristin, etc. braucht man doch wirklich keinen Master- oder Doktortitel. Da finde ich das "lerning by doing" System mit Betreuung der Lehre/Berufsausbildung beteutend geeigneter. Wenn jemand später noch seine Passion für altenglische Literatur entdeckt und an der Uni verteifen möchte, bitte, das sollte möglich sein. (Aber ich weiss schon, dass es die Studis selber sind, die sich dann über die Ü40-Kommilitonen (was für ein schreckliches Wort übrigens) aufregen... ;))

It's nice to be important
But it's more important to be nice


Fan des "Clubs zur Unterstützung und Anwendung der Suchfunktion"
Übrigens: Eine Standart ist z.B. ein Handstand.

Schnoofy

Zitat von: eva am 20. November 2009, 22:09:57[...] Und um einen Sitzplatz bangen müssen höchstens zu spät Kommenden anfangs des 1. Semesters. - Aber da scheint es bei der Nachbaruni auch mit ganz anderen Sitten zuzugehen... [...]

Naja, das ist wohl abhaengig vom Studiengang. Hier in Luebeck kann man froh sein, wenn der Mittelteil voll besetzt ist (Bioinformatik).


Uebrigens: es gibt eine Neuigkeit zu vermelden. (Ich empfehle allgemein Spiegel-Online zu lesen; fuer Studenten ist wohl insbesondere der UniSPIEGEL interessant)

Bafög soll im Oktober 2010 steigen

Zitat von: Spiegel-Online.deDie Pläne für eine Bafög-Erhöhung werden konkreter: Zum 1. Oktober 2010 soll es mehr Geld für Studenten geben. Das bestätigten das Bildungs- und das Finanzministerium. Die Länder müssen allerdings noch zustimmen - und mit dem Bund über das umstrittene Stipendienprogramm diskutieren.

Das negiert natuerlich die N24-Meldung von gestern. Ein Hin-und-Her.

eva

Was ich wirklich doof finde, ist, wenn die Protestierenden Gesprächsangebote der Unileitung nun ablehnen. Wie offenbar an der Uni Zürich...  :-\

Dabei stösst die Reform-Reform "oben" auf viel Verständnis: 20minuten
Der (gerade neue) VSETH-Präsident äussert sich gar ähnlich wie ich: Tagesanzeiger (mit einigen interessanten Kommentaren darunter)

It's nice to be important
But it's more important to be nice


Fan des "Clubs zur Unterstützung und Anwendung der Suchfunktion"
Übrigens: Eine Standart ist z.B. ein Handstand.