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Sozialticket Pro/Contra

Begonnen von Zitronenmord, 26. August 2009, 19:13:24

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Zitronenmord

das thema ist etwas irreführend, denn mir geht es nicht ums sozialticket, wie es zur zeit in vielen städten angedacht ist. dieses ticket soll gegen einen bedüftigkeitsnachweis günstig an arme menschen abgegeben werden und ihnen so die benutzung des öpnv der jeweiligen stadt ermöglichen.

in meinem hirn zuckte allerdings schon öfters eine ganz andere idee:
die semestertickets an vielen deutschen unis sind sehr erfolgreich (alle müssen dieses 'zwangsticket' abnehmen - dafür ist es sehr günstig und ermöglicht in einem bestimmten umkreis der uni freie nutzung des öpnv) - warum dieses konzept nicht ganz allgemein verpflichtend einführen?
- die gebühren würden sich nach dem einkommen richten; reiche zahlen viel, arme wenig (also die klassische von oben nach unten-umverteilungsmethode  ;))
- gültigkeitsbereich: denkbar sind z.b. umliegende landkreise vom erstwohnsitz oder ein bestimmter radius (was in der praxis schlecht umsetzbar wäre)
- kosten: mein altes seti galt für einen radius von ca. 70km und kostete 12€/monat - das neue gilt für ganz nrw und kostet 18€/monat ...ungefähr so stelle ich mir die durchschnittliche mehrbelastung vor.

das ganze ist noch nicht weiter durchdacht, deswegen wollte ich hier mal meinungen sammeln.
außerdem fehlt noch der passende name.  ;) falls wer kreativ ist...

pro:
- verursacht ausbau des öpnv durch die stark steigenden nutzerzahlen
- ermöglicht mobilität zu extrem geringen kosten für den einzelnen
- schafft wachstum bei neuen jobs und zulieferern

contra:
- das system könnte trotz ausbau überlastet werden
- gift für die deutsche autoindustrie (aber die können auch busse bauen  :))
- bürokratischer mehraufwand


...ich würde gerne noch mehr pro/contra zu dem thema haben, also strengt eure gehirnzellen an.  ;D

Gabumon

ich werde NIE mehr ÖPNV nehmen, viel zu unflexibel
«Das Internet? Gibts diesen Blödsinn immer noch?»
Homer Simpson, Sicherheitsinspektor im Kernkraftwerk Springfield.

pazi

Als grundsätzlicher ÖPNV-Fan finde ich die Idee auf jeden Fall gut. Nur ne kleine Korrektur: Nicht alle Unis haben solche "Zwangstickets", an manchen ist das auch freiwillig (bspw. an meiner).

Der Vorschlag erinnert mich an eine Aussage von Rod in irgendeinem Interview, in dem er meinte, das er es gut fände, wenn der gesamte ÖPV kostenlos wäre. Dadurch müssen insbesondere auch weniger Straßenreparaturen vorgenommen werden (was momentan erhebliche Kosten verursacht) und das Netz wird (wie du auch schon erwähnt hast) viel flexibler.

Individualverkehr hat imho sowieso keine Zukunft ;).
Am Kraterrand, wo grün es thront, da hockt der kleine Frosch im Mond.

VampiroLord

Nette Idee aber nie umsetzbar da gesetzlich schon nicht machbar. Sonst gäbe es schon längst ne erfolgreiche Vermögenssteuer etc.pp.
Btw. muss Nahverkehr nich unflexibel sein. Hier in Machteburch gibts wohl mit den besten überhaupt. Als Student is das im Semestebeitrag drin, der kost aktuell 64,50, sprich keine pro Monat Zahlung oder son Schnee. Noch dazu fahren hier rund um die Uhr Strabas. Was ich aus anderen Großstädten dagegen gehört hab...ich wohne im Luxus. ;D

Zitronenmord

#4
@gabu: als ob du in dem fall auch nur irgendein cent bezahlen müsstest.  ;D

@pazi: die freiwilligkeit erhöht den preis, deswegen ja auch ein 'zwangsticket'. außerdem habe ich nie behauptet das alle unis das haben - manche sind rückständig.  ;)

@vampy: es geht erstmal nicht um die machbarkeit, sondern um die entwicklung der idee. die automafia würde das sowieso nie im leben zulassen.
und mit den 18€/monat hast du was falsch verstanden. das ist hier genauso, ich habs nur auf den monat umgerechnet.
ich kann mich über den öpnv auch nicht beschweren, obwohl der in münster gegen fahrrad fahren fast immer die schlechtere alternative ist.

Gabumon

in Städten wie Düsseldorf, Hamburg, Berlin, München dürfte das mit dem Nahverkehr kein thema sein, aber sobalt du etwas aus den großstädten weg bist biste damit am arsch

der letzte zug von Düsseldorf in meine richtung fährt um 0:18, da sind konzerte nicht mal aus, geschweige denn das du bis dahin wieder am Bahnhof bist

der letzte Bus bei uns fährt irgendwann um 23 Uhr..
«Das Internet? Gibts diesen Blödsinn immer noch?»
Homer Simpson, Sicherheitsinspektor im Kernkraftwerk Springfield.

Zitronenmord

deswegen mein vorschlag, damit das verbessert wird - also gezwungenermaßen ausgebaut werden muss bei der zu erwartenden steigerung der nutzerzahlen.
in manchen dünnbesiedelten gebieten (z.b. große teile von meck-pomm) ist die öpnv-anbindung ein ernsthaftes problem, weil es für die wenigen leute, die das in anspruch nehmen nicht mehr lohnt. das würde sich mit dem...äh, wie nenne ich die erfindung jetzt....deutlich verbessern.

pauschalticket?
freiticket?  ;D

Sascha89

Das allgemein verpflichtend fänd ich nich gut!
Weil das ja jedem selbst überlassen is mit was er fährt.

Hier im Umkreis gibt's das Maxx-Ticket für Schüler und Azubis. Kostet 32,50 Euro / Monat.
Gilt in allen Bussen, Strassenbahnen und im Nahverkehr der Deutschen Bahn (RB, RE, S-Bahn) in dem Umrandeten Bereich (ungefähr):



(Einzelne Einschränkungen die lauten: an Werktagen ab 14 Uhr sonst ganztägig)

Ich wohn da wo der rote Punkt ist. Also zentral im Geltungsbereich.
Sonntag bis Donnerstag fährt die Strassenbahn im Dreieck Heidelberg - Mannheim - Weinheim bis 0 Uhr. Die erste fährt ca. 4 / 5 Uhr (je nachdem wo).
Freitag und Samstag fahren die Strassenbahnen im Dreieck Heidelberg - Mannheim - Weinheim die ganze Nacht.
In Heidelberg verkehren Freitags und Samstags für alle kostenlose "Moonliner" (= Nachtbuse) die in die einzelnen Stadtteile fahren, da dort ab ca. 1 Uhr keine Strassenbahn mehr hinfährt.

Kurz gesagt, bei uns is der öffentliche Nahverkehr sehr gut ausgebaut. Aber das ganze Gebiet noch (?) nich.
That's your moral compass but what good is it to me?

CAFÉ CENTRAL WEINHEIM
- Die nächsten Termine:
13.06. SHEER TERROR – 16.06. 3INCHES OF BLOOD
20.06. TERROR+NASTY – 22.06. STREET DOGS
26.06. STRAY FROM THE PATH – 30.06. SLAPSHOT

30 Jahre CAFÉ CENTRAL Festival:
27.06. ZEBRAHEAD, MÄDNESS & DÖLL,
THE BAR STOOL PREACHERS, BRAT, WARFIELD
28.06. DR. WOGGLE & THE RADIO, FINE R.I.P.,
MARK FOGGO'S SKATERS, THE PEACOCKS
MAMBO KURT

Zitronenmord

Zitat von: Sascha89 am 26. August 2009, 21:32:18Das allgemein verpflichtend fänd ich nich gut!
Weil das ja jedem selbst überlassen is mit was er fährt.

das ist die idee dahinter. freiwillig kannst du bereits tickets nach herzenslust kaufen, nur sind die zu teuer als das sich die nutzung für viele lohnen würde. arme leute sind dadurch besonders betroffen, da sie sich zudem eher kein auto leisten können. die verpflichtung zum ticket drückt massiv die preise - wer es nicht in anspruch nehmen will muss es eben lassen (und kann sich es dann offensichtlich auch leisten), ermöglicht durchrseinen beitrag aber anderen deutlich mehr mobilität.

auch der von dir angesprochene ticketbereich würde deutlich billiger werden (und außerdem zu dem preis für alle verfügbar). das könnte ungefähr das ausmaß meines alten seti-bereichs sein - und das kostete wie gesagt 12€/monat.  :)

pazi

Zitat von: Zitronenmord am 26. August 2009, 21:10:36[...]
@pazi: die freiwilligkeit erhöht den preis, deswegen ja auch ein 'zwangsticket'. außerdem habe ich nie behauptet das alle unis das haben - manche sind rückständig.  ;)
[...]
Naja, bei uns ist das Fahren zu gewissen Zeiten (19.00-5.00Uhr) kostenlos, für den Rest kann man sich ein Studi-Ticket für (ich glaube) 107,50 EUR pro Semester zulegen. Dafür ist unser ÖPNV-Netz aber phantastisch ausgebaut und hat deutschlandweit Vorbildstatus.

Also meiner Meinung nach wäre -gerade da von Arge und Konsorten die ultimative Flexibilität vom Arbeitnehmer gefordert wird- ein kostenloser ÖPNV für alle Bundesbürger eine sinnvolle Leistung der sozialen Marktwirtschaft. Dass man dazu womöglich andere Steuern erhöhen müsste (aber imho nicht wirklich erheblich, da die Sanierungskosten der deutschen Straßen nicht unerheblich sind), ist klar.
Am Kraterrand, wo grün es thront, da hockt der kleine Frosch im Mond.

Gabumon

wenn die die straßen hier überhaupt mal flicken..

die sollen unseren verkehrsverbund mal auflösen dann kann ich fürn paar euro bis köln fahren :D
«Das Internet? Gibts diesen Blödsinn immer noch?»
Homer Simpson, Sicherheitsinspektor im Kernkraftwerk Springfield.

Hannusch

Bei uns an der Uni gab es vor 1,5 Jahren eine Abstimmung darüber ob ein Zwangticket eingeführt werden soll weil wir nur die Busse in der Stadt Koblenz benutzen dürfen. Bei diesem Ticket wär dann der Nahverkehr bis Köln und Mainz mit drin gewesen (Dieses Ticket hätte soweit ich mich erinnern kann so um die 150 Euro gekostet, pro Semester) und man hätte sich zusätzlich noch ein weiteres Ticket kaufen können (auf freiwilliger Basis) und damit hätte man noch die komplette Nahestrecke befahren können. Auf jeden Fall wurde die Abstimmung recht klar verloren und wir haben weiterhin nur die Möglichkeit mit Bussen in der Stadt zu fahren...

Zitronenmord

@hannusch: wie war deine meinung dazu?

darf ich die reaktionen hier als mehrheitlich positiv werten?

mir fehlt noch der name dafür - ich suche irgendwas was weder unsinniger anglizismus noch allzu sperriges deutsches wort ist.  :)

Hannusch

Ich war für ein solches Ticket, ich wäre dann wohl ziemlich oft jede Woche mit der Bahn nach Koblenz gefahren und gerade um mal nach Köln oder Bonn zu fahren wäre dieses Ticket optimal gewesen. Allerdings ist die Mehrheit der Studenten wohl egoistisch davon ausgegangen, dass sie ja sowieso jede Woche mit dem Auto fahren weil Zug entweder länger dauert, zu voll ist oder unflexibler ist.

ruwen

Oder man geht noch einen Schritt weiter:

Lasst Tickets Tickets sein! Kostenlose Nutzung der öffentlichen Nahverkehrsmittel in ganz Deutschland. Über die Finanzierung lässt sich noch streiten, aber wir geben Geld für soviel Scheiß aus, warum nicht zur Abwechselung mal was sinnvolles. Wär doch irgendwie extrem cool oder nicht? Besonders würde es vielleicht auch manche Leute ermuntern, die kein Bock auf das teilweise komplexe (mein Favorit: 10 Zonen auf Sylt, Hamburg kommt mit 5 aus... http://www.adler-schiffe.de/cms/uploads/pics/Liniennetzplan_01.jpg ) Fahrkartenkaufen haben (man denke mal an alte Leute oder Touristen mit miesen Deutschkenntnissen)

Zitronenmord

Zitat von: ruwen am 31. August 2009, 16:19:26Über die Finanzierung lässt sich noch streiten, aber wir geben Geld für soviel Scheiß aus, warum nicht zur Abwechselung mal was sinnvolles.

das ist aber der wichtigste punkt an deinem vorschlag.  ;D
mit so einer spd-mäßigen 'irgendwo wird das geld schon über sein'-argumentation kommt man nicht weit.  ;)
irgend jemand muss das bezahlen, da führt kein weg dran vorbei.

@hannusch: das ist in münster auch lange an solchen studenten gescheitert. die haben ihren arsch aus muttis schoß keine 50km weit weg bewegen können, kriegen von den eltern ein auto bezahlt und halten es für unzumutbar 38 euro mehr pro semester zu bezahlen um in ganz nrw rumfahren zu können....

sams

Zitat von: ruwen am 31. August 2009, 16:19:26Lasst Tickets Tickets sein! Kostenlose Nutzung der öffentlichen Nahverkehrsmittel in ganz Deutschland. Über die Finanzierung lässt sich noch streiten, aber wir geben Geld für soviel Scheiß aus, warum nicht zur Abwechselung mal was sinnvolles.

Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) betreiben den U-Bahn-, Straßenbahn- und Busverkehr in Berlin.




Mach mal einen Vorschlag wer das in Zukunft finanzieren soll. Bund, Länder, EU... ? - auf jedenfall sind es dann Steuergelder. Aber woher nehmen, wenn die Kassen jetzt schon leer sind... also eine Steuererhöhung... Juhu!


pazi

Ich würde das ja über ne generelle Maut für jedes Straßenfahrzeug (natürlich außer den ÖPV-Fahrzeugen) finanzieren (mal davon abgesehen, dass man keine Kontrolleure und Fahrkartenschalter mehr bräuchte), die Technik dazu ist in Deutschland ja schon installiert.
Eine Verlagerung aus den Autos in den ÖPV fände ich nämlich nicht so schlecht.
Am Kraterrand, wo grün es thront, da hockt der kleine Frosch im Mond.

Zitronenmord

#18
wenn ich mein modell mit durchschnittlich 15€/monat je bürger rechne (für kinder und bedürftige wird das geld auf den anteil der vermögenden angerechnet) komme ich auf 1,2 milliarden - also 14,4 milliarden pro jahr.
(einnahmen durch auswärtige bestehen weiterhin)
man müsste die gesamtkosten der einzelnen öpnv-verbände kennen um zu sagen wie realistisch diese summe zur finanzierung ist.

@pazi: da wird der bürokratieaufwand letztendlich nur auf das mauteintreiben verlagert. das kann man auch einfacher über die fahrzeugsteuer haben - was ich spontan für keine schlechte idee halte - falls meine rechnung nicht hinkommt könnte man noch im schnitt so 5€/monat dafür auf die fahrzeugsteuer aufschlagen. (laut internet gibt es 55,5 mio zugelassene fahrzeuge -> 55,5x5x12= 3,3 milliarden/jahr)

ruwen

Zitat von: sams am 31. August 2009, 16:54:43Mach mal einen Vorschlag wer das in Zukunft finanzieren soll. Bund, Länder, EU... ? - auf jedenfall sind es dann Steuergelder. Aber woher nehmen, wenn die Kassen jetzt schon leer sind... also eine Steuererhöhung... Juhu!

Natürlich sind es Steuergelder. Aber überleg mal, jetzt zahlst du X Euro pro Monat an den Betreiber deines ÖPNV. Wenn man den Betrag nehmen würde und jeden Bürger diesen Betrag zahlen lassen würde, hätte man mehr Geld als man braucht => der Betrag muss garnicht so hoch sein, der Betrag sinkt für aktuelle ÖPNV-Nutzer (weil jetzt halt auch Autofahrer zahlen). Einige von den Autobesitzern steigen vielleicht um, da sie eh zahlen müssen.

Funktionieren wird das aber sowieso nicht, da manche Leute aufm Land wohnen wo der ÖPNV eher dünn ist und sich dann ungerecht behandelt gegenüber Großstädtern fühlen. Klar kann man soetwas von verschiedenen Merkmalen abhängig machen, aber dann entsteht so ein Verwaltungsaufwand, dass alles noch teurer wird.