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Konzerte nur mit Impfung?

Begonnen von JoKa, 29. November 2020, 00:56:55

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StefanH

@Hase
Wenn ich über Impfpflicht spreche dann spreche ich immer von einer staatlich verordneten Impfpflicht. Jeder kann auf seiner Veranstaltung Dinge selbst bestimmen, wobei ja gerade irgendwo darüber geurteilt wird, ob zwei Ü40 Leute von einer Fete für junges Partyvolk ausgeschlossen werden dürfen, aber das nur nebenbei. Das von Dir geschilderte ist dann quasi eine situative Impfpflicht. Gezwungen wird aber niemand, man muss dann nur mit Einschränkungen auf privater Ebene rechnen.

Der Entwurf der MPK-Konferenz morgen spricht übrigens davon, die Öffnung von Theatern, Konzert- und Opernhäusern sowie Kinos in einem VIERTEN Öffnungsschritt zu ermöglichen. Morgen sollen dann erst einmal ab dem 8. März Dinge für den ZWEITEN Öffnungsschritt besprochen werden. Alles unter Vorbehalt des tatsächlichen Gesprächsergebnisses morgen. Wir werden sehen.

Meliciraptor

Was ich bei dieser Diskussion immer interessant finde, ist, dass oft von "Impfprivilegien" gesprochen wird. Aber eigentlich handelt es sich doch gar nicht um Privilegien, sondern um Grundrechte, die wir vor der Pandemie alle hatten und die (aus meiner Meinung nach gutem Grund) vorübergehend entzogen wurden. Wenn eine Person aber nun geimpft ist UND den Virus nicht weiterträgt, gibt es doch rein rechtlich eigentlich keinen Grund, warum diese Person dann nicht wieder alle Freiheiten zurückbekommen könnte.

Wenn die Geimpften dann fleißig auf Konzerte gehen, in Restaurants, etc. wäre auch der gebeutelten Branche geholfen. Diejenigen, die in der Zeit noch nicht geimpft wurden, müssen dann halt noch ne Weile geduldig sein und den anderen den Spaß einfach mal gönnen. Wenn dann irgendwann alle, die wollen, geimpft wurden, kann man meiner Meinung nach alles komplett öffnen. Die Geimpften sind ja geschützt und diejenigen, die nicht geimpft werden möchten, kennen die Risiken.

Ein großes Problem sehe ich da eher bei denen, die nicht geimpft werden dürfen. Das sind dann die traurigen Einzelfälle, wobei man da auch sagen muss, dass es diese Fälle auch ohne Corona gibt, z.B. extrem immunschwache Krebspatient*innen etc. Da nimmt die Gesellschaft ja auch keine Rücksicht drauf. Schön ist das alles natürlich nicht. Ich hab aber auch das Gefühl, dass es für das alles keine Lösung gibt, bei der nicht irgendjemand der Verlierer ist. 
Ich wär auch gern Gewinner, statt ständig zu verlieren. Doch ich bin leider für immer, für immer nur Fan von dir.

Erna_p

Es kommt doch auch noch bisschen drauf an, in wie weit die geimpften den Virus noch weiterverbreiten. Das ist ja scheinbar noch nicht geklärt. Wenn die geimpften den Virus nicht mehr wirklich verbreiten, dann seh ich auch kein Problem bei denen, die nicht geimpft werden dürfen. Denen kann man ein ärztliches Attest geben, dass sie nicht geimpft werden dürfen und dann können sie auch an Verantstaltungen teilnehmen, die für geimpfte offen sind, auch ohne geimpft zu sein (wenn sie das wollen, Restrisiko bleibt natürlich). Problematisch ist das eher, wenn man trotz Impfung den Virus immer noch weiterverbreiten kann.

Ansonsten bin ich gleicher Meinung wie Meliciraptor. Ich finde es absolut legitim, wenn geimpfte wieder alles, was normalerweise möglich ist, machen können. Weil rationale Gründe, sich nicht impfen zu lassen, abgesehen von gesundheitlichen Gründen bei denen man das nicht darf, gibt es meines Erachtens nach keine. Das ist dann jedem frei gestellt, ob er das machen will oder nicht. Ist ne blosse Entscheidung, was einem wichtig ist. Wie bei allen Dingen im Leben.

Meliciraptor

Zitat von: Erna_p am 02. März 2021, 18:16:01
Es kommt doch auch noch bisschen drauf an, in wie weit die geimpften den Virus noch weiterverbreiten.

Das habe ich ja hier geschrieben:

Zitat von: Meliciraptor am 02. März 2021, 16:35:25
Wenn eine Person aber nun geimpft ist UND den Virus nicht weiterträgt...
Ich wär auch gern Gewinner, statt ständig zu verlieren. Doch ich bin leider für immer, für immer nur Fan von dir.

Erna_p

Zitat von: Meliciraptor am 02. März 2021, 18:27:37
Das habe ich ja hier geschrieben:

Zitat von: Meliciraptor am Heute um 16:35:25
Wenn eine Person aber nun geimpft ist UND den Virus nicht weiterträgt...

Ja, aber ich hab das eher darauf bezogen, dass dann auch die Leute, die nicht geimpft werden dürfen wieder alles machen können. Wenn es wirklich so ist, dass man den Virus nicht weitergibt, wenn man geimpft ist. Weil dann können sich die, die aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden dürfen, auch nicht anstecken bei jemandem der geimpft ist ;)

Hase

Zitat von: Meliciraptor am 02. März 2021, 16:35:25
Was ich bei dieser Diskussion immer interessant finde, ist, dass oft von "Impfprivilegien" gesprochen wird. Aber eigentlich handelt es sich doch gar nicht um Privilegien, sondern um Grundrechte, die wir vor der Pandemie alle hatten und die (aus meiner Meinung nach gutem Grund) vorübergehend entzogen wurden.

Und genau das ist es was vielen halt sauer aufstößt (da rede ich nicht von den extrem Leuten die so unterwegs sind)

ich hoffe nur das angenommen nur geimpfte dürfen was besuchen, es in paar jahren nicht heißt okay, jetzt packen wir halt jedes jahr die aktuelle Grippeschutzimpfung mit in die AGB und wer die nicht kommt nicht rein...

ich weiß man kann das bis ins kleine Detail spinnen aber so ist es nun mal und sowas kann und darf nun mal hinterfragt werden dafür leben wir ja nun mal in einem freien Land. Ich weiß das man irgendwo auch immer Kompromisse eingehen muss und es nie allen recht machen kann oder wird aber halt pauschal sagen so nur geimpfte dürfen das oder das finde ich halt auch zu einfach dafür das die Politik und Co sehr viel zeit planlos verstrichen lassen haben, meiner Meinung nach.

Aber nun gut ich warte auf das impfangebot und das es eher früher kommt als später damit möglich schnell größere Veranstaltungen stattfinden können.

supere10

Ich finde es ja lustig, wenn von "Grundrechten" gesprochen wird. Welche Grundrechte werden denn ausgesetzt? Ein Konzertbesuch ist kein Grundrecht. Freie Meinungsäußerung schon. Es gibt das Recht auf Versammlungen. Machen die ganzen Impfgegner und Covidioten ja ständig und keiner von denen wurde verhaftet. Meckern aber trotzdem darüber, dass sie das nicht dürfen.

In meinen Augen wurden absolut keine Grundrechte ausgesetzt. Man verwechselt nur Teilnahme an Angeboten mit Grundrechten.

sams

#127
Zitat von: supere10 am 02. März 2021, 21:34:25
Ich finde es ja lustig, wenn von "Grundrechten" gesprochen wird. Welche Grundrechte werden denn ausgesetzt? Ein Konzertbesuch ist kein Grundrecht. Freie Meinungsäußerung schon. Es gibt das Recht auf Versammlungen. Machen die ganzen Impfgegner und Covidioten ja ständig und keiner von denen wurde verhaftet. Meckern aber trotzdem darüber, dass sie das nicht dürfen.

In meinen Augen wurden absolut keine Grundrechte ausgesetzt. Man verwechselt nur Teilnahme an Angeboten mit Grundrechten.

mag sein, das du dies nicht so siehst, aber selbst die Bundesregierung sprach am 28. Oktober von massiven Einschränkungen von Grundrechten als sie beschloss Kontaktbeschränkungen im öffentlichen und privaten Raum durchzusetzen, Schulen und Kitas zu schließen, Beherbergungsverbote auszusprechen, Schließung von Kinos Theater Bordelle Schwimmbädern Fitnessstudios und ähnlichen anzuordnen und Unterhaltungsveranstaltungen mit Publikum zu verbieten und nicht zuletzt die ungestörte Religionsausübung einzuschränken.
Des Weiteren wurde die Versammlungsfreiheit eingeschränkt. Dies ist auch ein Grundrecht.
Grundrechte wurden auch außer Kraft gesetzt, oder eingeschränkt, indem man das Grundrecht auf Freizügigkeit eingeschränkt hat. Also das Verbot des Aufenthaltes in bestimmten Gebieten.
Das Grundgesetz Unverletzlichkeit der Wohnung wurde im übrigen auch ausgesetzt.
Diese und einige weitere Maßnahmen sind zwar durch das Infektionsschutzgesetz gerechtfertigt worden, jedoch nur wenn sie verhältnismäßig sind. Dies wird von nicht wenigen Rechtsgelehrten in dieser Form und Länge zu Recht bezweifelt. Kannst dir ja mal Ausarbeitungen der oppositionellen Parteien wie FDP oder der Linken zu diesem Thema ansehen.

Zitat von: Meliciraptor am 02. März 2021, 16:35:25
Wenn die Geimpften dann fleißig auf Konzerte gehen, in Restaurants, etc. wäre auch der gebeutelten Branche geholfen.
Ist nur etwas engstirnig gedacht...
Der verlorene Umsatz ist nicht wieder reinzuholen. Zumal man in dieser Zeit weiterhin Kosten generiert und keine Einnahmen verzeichnet.
Leute die ihr komplettes Erspartes incl. Altersvorsorge als Selbständige in diese Zeit aufgebraucht haben, dehnen ist nicht wirklich geholfen, wenn du ein paar mehr Konzerte, oder Restaurantbesuche einplanst. Hierzu empfehle ich Beiträge des Bündnisses "Alarmstufe Rot" anzusehen.

Der Beruf des Friseurhandwerkes ist vom eingenommenen Trinkgeld abhängig. Im Schnitt werden ca. 200 Euro pro Arbeitskraft und Monat eingenommen. ( 20 Arbeitstage, pro Tag ca. 5 Kunden mit je 2 Euro Trinkgeld ) Dazu kommen 67% Kurzarbeitergeld vom Mindestlohn. Das heißt weniger von schon wenig...
Die zu beantragende Aufstockung des Gehaltes für Minderverdienende beläuft sich nach meinen Kenntnissen auf um die 150Euro im Monat.
10 Wochen Schließung bedeuten mehrere Hundert Euro die weg sind und auch nicht durch mehr Friseurbesuche auszugleichen sind.

Eine selbständige die ein Bekleidungsgeschäft hat, wird bei Wiedereröffnung ihres Geschäftes nicht wirklich mehr (z.B.) Hosen verkaufen, weil fast alle in dieser Zeit online einkaufen. Und auch dein zur Verfügung stehendes Entgelt wird begrenzt sein, wie auch dein Mitleid für Konkursgefährdete.

Solange wie staatliche Hilfen gar nicht, oder nur sehr stockend gewährt werden, wird Konkurs und Arbeitslosigkeit durch unsere Regierung toleriert und gefördert.

Über das Impfthema könnte ich mich jetzt auch lang und breit auslassen. Aber dies möchte ich dem geneigten Leser nicht zumuten. Ich vertrete in etwa eher @Hases Standpunkt.


StefanH

#128
Das - entschuldige - Geseier der stockend fließenden Hilfen kann ich nicht mehr hören.

Ja, insbesondere die Überbrückungshilfe (ÜBH) I und II waren mit Anlaufschwierigkeiten verbunden, auch die Novemberhilfe war zunächst erst Ende November beantragbar und mit anfänglichen Abschlagszahlungen von EUR 10.000 weit weg von Scholz' Bazooka-Gerede. Aber inzwischen läuft das wirklich super. In Niedersachsen beantrage ich Novemberhilfen und noch am gleichen Tag kommt der Bescheid der Abschlagszahlung, ca. 1 Woche später der endgültige Bewilligungsbescheid. Bis das Geld fließt dauert es dann 3-4 Tage.

Gleiches gilt für die Neustarthilfe der Soloselbständigen und die ÜBH III für die aktuell anstehenden Monate. Die erste Neustarthilfe habe ich an Tag 2 der Verfügbarkeit gestellt, an Tag 3 war der Bescheid da, an Tag 6 (übers Wochenende) das Geld auf dem Konto der Person.

Einzelhändler können Ihre Saisonware auf 10% des EK abschreiben und den "Verlust" als ÜBH III bei entsprechenden Umsatzrückgängen bis zu 90% erstatten lassen als Fixkosten. Somit könnte die Saisonware "verramscht" werden, wobei dann ggf. die ÜBH wieder zurück gezahlt werden muss. Der Staat wirft wirklich mit viel Geld herum was bei vielen auch gut ankommt. Dass es bei jeder Hilfe Lücken gibt und die "unbürokratische Hilfe" bei weitem nicht so unbürokratisch ist wie man denkt, sie bei jeder ÜBH die Regularien ändern, ja das ist blöd, aber immerhin fließt für viele wirklich viel Geld. Beschäftigte im Niedriglohnbereich sind natürlich arg gekniffen, genau wie die Lebenskünstler die von der Hand in den Mund leben oder die Trinkgeldempfänger.

Und das Gerede von FDP und Die Linke mag ich mir zu dem Thema gar nicht mehr anhören. Wenn ich Lindners Gesicht nach den Beschlüssen sehe will ich am liebsten zu Frauentausch umschalten, das ist der Fremdschämfaktor geringer. Derjenige der gesagt hat, man sollte lieber nicht regieren als falsch (oder so ähnlich), plustert sich auch, schimpft und meckert, hat aber auch keine bessere Lösung außer zu sagen, was gemacht wird ist entweder zu kurz gedacht, dauert viel zu lang oder hat hinterher nicht funktioniert. Soll Lindner doch mal seine Glaskugel rausrücken und sagen wie es geht, aber aus seiner Position ist das natürlich einfach, weil er hat ja nix zu sagen, da kann man schön rumposaunen.

Ja, diese Corona-Krise ist großer Mist für viele. Für viele steht die Existenz auf dem Spiel, aber durch Kurzarbeitergeld (KUG) und die zahlreichen Corona-Hilfsprogramm von Bund und Ländern wird vielen Unternehmern unter die Arme gegriffen, auch wenn es natürlich zahlreiche Fälle gibt, die solche Hilfen nicht in Anspruch nehmen konnten, da sie gar keine Fixkosten hatten und daher nur den Weg zum Amt antreten konnten. Neben der ÜBH wurden ja auch andere PRogramme der Länder gestartet. Niedersachsens Investitionsprogramm für die Gastro wurde nach ein paar Tagen gestoppt, da es zu viele Anträge gab. Das liegt im November die Gastrobranche brach und  zig Unternehmer betragen erstmal Gelder für Umbaumaßnahmen.

Das hat mit den Konzerten wenig zu tun, gebe ich zu, aber noch heute stellen sich Unternehmer vor die Kamera und pupsen rum, es fließt kein Geld. Ja dann habt Ihr es wohl einfach noch nicht beantragt. Und bei allen Regelungen zu den ÜBH oder November/Dezemberhilfen steht: "Es handelt sich um eine Billigkeitsleistung ohne Rechtsanspruch"... Ich habe keine Ahnung wie es in anderen Ländern so aussieht, aber so schlecht ist die Unterstützung in Deutschland mE nicht, auch wenn der ein oder andere vielleicht den Gang zum Amt antreten muss. Aber auch da wurden Erleichterungen geschaffen, so dass angespartes Vermögen nicht zwingend zuerst verbraucht werden musste, was den Soloselbständigen entgegen kommt. Das bringt den Leuten Ihren Spaß am Leben nicht sofort wieder zurück, sichert aber schon den Umstand, dass nach den Lockdowns wieder viele Ihr gewohntes Leben leben können.

Hase

Danke an @Sams, dachte schon stehe alleine dar  ;D

Viel sage ich jetzt auch nicht mehr dazu, meine Meinung habe ich geäußert (mehrfach)

Kleines Off-Topic: ich finde es auch ganz sehr erschreckend das man in der heutigen Welt scheinbar sich zu kein Thema mehr kritisch äußern darf oder vielleicht nicht alles gut findet ohne das man gleich in gewisse Ecken geschoben wird nur weil man nicht auf diese ganzen "Gutmenschen" zug aufspringt, das merkt man in der Pandemie auch ganz besonders. Zum Glück ist es hier im Forum nicht so extrem wie bei den Sozialen Netzwerken...

Gabumon

Das mit den "Konzerte nur für Geimpfte" kann man aber halt auch erst machen wenn genug Impfstoff da ist.

Sonst kann man durchaus davon rechnen das Leute bevorteilt werden und das geht rechtlich nicht. Ich will mich ja impfen lassen, am besten jetzt gleich. Auch mit Astrazeneca. Aber nicht mal das krieg ich obwohl die Impfdosen vor sich hingammeln weil die kompletten Landesregierungen völlig inkompetent sind
«Das Internet? Gibts diesen Blödsinn immer noch?»
Homer Simpson, Sicherheitsinspektor im Kernkraftwerk Springfield.

supere10

Zitat von: StefanH am 03. März 2021, 06:25:03Das - entschuldige - Geseier der stockend fließenden Hilfen kann ich nicht mehr hören.
Tätowierer bekommen seit Anfang an: nichts. Gar nichts. Die dürfen nicht arbeiten und bekommen keine staatliche Hilfe. Ich kenne welche und die stehen extrem knapp vor der kompletten Existenzvernichtung. Keine Ersparnisse mehr, Laden muss dicht gemacht werden, ab zum Arbeitsamt. Und das wird nicht nur tätowierern so gehen. Auf die Kulturszene scheißt man ja auch komplett.

Aber wenigstens werden Großkonzerne wie Lufthansa mit Milliarden zugeschüttet. Scheiß auf den kleinen Bürger.

Phil8585

Zitat von: supere10 am 03. März 2021, 09:31:10
Tätowierer bekommen seit Anfang an: nichts. Gar nichts. Die dürfen nicht arbeiten und bekommen keine staatliche Hilfe. Ich kenne welche und die stehen extrem knapp vor der kompletten Existenzvernichtung. Keine Ersparnisse mehr, Laden muss dicht gemacht werden, ab zum Arbeitsamt. Und das wird nicht nur tätowierern so gehen. Auf die Kulturszene scheißt man ja auch komplett.

Aber wenigstens werden Großkonzerne wie Lufthansa mit Milliarden zugeschüttet. Scheiß auf den kleinen Bürger.

Yes, das stimmt...ähnliche Geschichten kenne ich von Friseuren, die - weil die Monate vor Lockdown 2 top liefen - keinen Anspruch auf Hilfe haben. Das ergibt natürlich gar keinen Sinn und muss verbessert werden. Soll man sich nun Einkünfte verkneifen, um im Folge-Lockdown Anspruch zu haben!? Parallel dazu habe ich gerade aus der Künstler/Musik/Clubszene aussagen gelesen, bei denen ich null Mitleid habe, wenn Selbstständige Musiker im Interview weinen, weil Miete & Kind geld brauchen, gleichzeitig aber zu stolz sind "und es nicht einsehen" zum Amt zu gehen...da kann die Not nicht groß sein, sorry.....denke, das ist seeehr divers und schwer 1 zu 1 nachzuvollziehen, wo es gut läuft & wo unfair

Gabumon

Galeria Kaufhof hat soviel Geld bekommen das man auch  allen Mitarbeitern einfach Lebenslang ihren Lohn hätte weiterzahlen können

und in 3 Monaten hält der Laden sicher wieder die Hand auf
«Das Internet? Gibts diesen Blödsinn immer noch?»
Homer Simpson, Sicherheitsinspektor im Kernkraftwerk Springfield.

StefanH

Tätowierer bekommen genau wie Einzelhändler oder andere betroffenen auf Antrag einen Teil Ihrer Fixkosten erstattet. Dazu zählt u.a. die Miete. Deshalb sind Vermieter auch von den Hilfen ausgeschlossen, was ich im Grunde auch nicht richtig finde. Denn wenn die Mieter nicht zahlen, muss der Vermieter trotzdem weiter seine Darlehen bezahlen, aber das ist eine andere Sache.

Und ja, wenn die Fixkostenerstattung nicht ausreicht, dann hilft nur der Weg zum Amt. Nicht schön. Aber dass es nichts gibt, stimmt so auch nicht.

Dass nun die Veranstalter ein großes Stück vom Kuchen abbekommen (November- und Dezemberhilfe) mag irgendwie ungerecht erscheinen. Aber die Subunternehmer die vornehmlich (80%) Umsatz mit den seit November geschlossenen Branchen tätigen, konnten ja auch die November- und Dezemberhilfen beantragen. Aber mit diesen Maßnahmen können Kulturschaffende zumindest einen Teil der Hilfe abbekommen. Ich weiß gar nicht wie das in anderen Ländern geregelt ist, aber ich habe schon den Eindruck, dass Deutschland sehr viel finanzielle Unterstützung bringt, auch mit den vorgezogenen Verlustvorträgen nach 2019, um nicht die Steuerzahlungen 2019 tätigen zu müssen, die man dann mit den Verlusten 2020 erst im Jahr 2021 oder noch später "wiederholen" kann.
Problematisch sind bei den ÜBH halt diejenigen, die keine Fixkosten haben, also Ton und Lichtleute, die in Ihrer Bude hocken und von dort zu den Konzerten fahren würden, die haben natürlich auch keine Fixkosten und können keine Hilfen erhalten, für die bleibt nur die Hilfe "Arbeitslosengeld II".

Und die Millionen welche Lufthansa und Co bekommen, sind ja "nur" Darlehen. Die müssen irgendwann zurück gezahlt werden. Welchem "Kleinunternehmer" helfen denn Darlehen, den Leuten helfen nur nicht zurückzahlbare Zuschüsse wie eben die November- und Dezemberhilfen.

Ich bin froh das ich davon nicht betroffen bin, helfe aber unseren Mandanten wo wir nur können und das Wust der Regularien ist wirklich irre, insbesondere wenn man bedenkt, dass die Regeln rückwirkend geändert werden.

StefanH

#135
Zitat von: Phil8585 am 03. März 2021, 09:50:42
Yes, das stimmt...ähnliche Geschichten kenne ich von Friseuren, die - weil die Monate vor Lockdown 2 top liefen - keinen Anspruch auf Hilfe haben. Das ergibt natürlich gar keinen Sinn und muss verbessert werden.
Das ist doch Quatsch. Die ÜBH II (Fixkosten 09-12/2020) war an einen Umsatzrückgang im 1. Lockdown bis Juni gekoppelt. Für die ÜBH III ist nur der Rückgang im Vergleichsmonat zum Jahr 2019 (nicht 2020) relevant. Auch dass Verluste notwendig sind (FAZ 08.01.2021) ist inzwischen wieder gekippt worden. Und wenn die Monate vor Lockdown 2 Top liefen, gibt es doch auch keinen Grund für Hilfeansprüche für diese Monate, oder irre ich mich da?

supere10

#136
Hier mal ein paar Worte von Alexander Kaschte (Samsas Traum), dessen Frau Tätowiererin in Marburg ist:

Vom 06.12.:
ZitatDas Tattoo-Studio meiner Frau wurde im November zwangsgeschlossen, obwohl Asja pro Tag nicht mehr als zwei Personen empfängt, selten in Kopfnähe arbeitet, bei der Arbeit einen Mundschutz trägt und ihr Studio penibel sauber hält.
Bis heute sind die für die Schließung versprochenen ,,Novemberhilfen" nicht bei uns eingetroffen, bis Mittwoch vergangener Woche war nicht einmal klar, wo und wie die Gelder zu beantragen sind. Leider erweckt der Gesamtablauf den Eindruck, dass auf Zeit gespielt wird und Antragstellern Steine in den Weg gelegt werden, die eindeutig aussieben sollen.

Asja ist ein Sonderfall, auf den nicht eingegangen werden kann: Sie wird für mittlerweile fast zwei Monate Schließung keine Entschädigung erhalten, weil die Bemessungsgrundlage für die Gelder der November 2019 ist – in dieser Zeit ruhte Asjas Gewerbe, sie hat sich um unsere damals ein Jahr alte Tochter Ronja Maria gekümmert. Der Grund für das Ausbleiben der Novemberhilfen ist also die Mutterschaft gegenüber einer deutsche Staatbürgerin. Insgesamt (Wegbrechen des SAMSAS-TRAUM-Weihnachtskonzertes plus Schließung Tattoo-Studio) ist meiner Familie durch Maßnahmen der Deutschen Bundesregierung bisher ein Umsatz im mittleren fünfstelligen Bereich durch die Lappen gegangen.

Vom 17.01.:
ZitatFür die Corona-Verluste von SAMSAS TRAUM und ASJA KASCHTE TATTOO, die mittlerweile im mittleren fünfstelligen Bereich liegen, haben wir etwas mehr als 1.000 Euro vom Staat erhalten. Es wird immer unklarer, ob Asjas Tattoo Studio den Frühling überlebt. Die Gelder, die nach Aussagen der Politiker fließen, fließen nicht für uns, und leider fließen sie auch für niemanden, den wir kennen. Stattdessen wird das Kleingedruckte von Hilfsanträgen geändert, nachdem die Anträge bereits gestellt wurden. Sogar Steuerberater schreien auf; Betroffene wissen, worüber wir schreiben.

Vom 27.02.:
ZitatDie Stimmung wird auch bei uns abgespannter und gereizter – aus nachvollziehbaren Gründen. Das Tattoo-Studio von ASJA KASCHTE kann noch sechs Wochen durchhalten, danach ist auch diese Existenz vernichtet und sämtliche Rücklagen aufgebraucht. Wir bereiten uns aktuell darauf vor, den Laden dicht zu machen. Nach insgesamt fast sieben Monaten Zwangsschließung steuert unsere Familie langsam auf Verdienstausfälle im sechsstelligen Bereich zu; wir hätten nie gedacht, dass es einmal so weit kommen würde. Das ständige Brändelöschen macht sich langsam nervlich und körperlich bemerkbar.

Das kann ich auch so von mir bekannten Leuten bestätigen.

Jocke

Die Hilfen sollen halt möglichst unbürokratisch und schnell über die Bühne gehen. Dann werden Bemessungszeiträume etc. definiert, bei denen zB. die hier skizzierten Fälle von Tätowierern, freischaffende Musiker etc. hinten runter fallen. Das ist für die Betroffenen extrem hart und ich hoffe sehr, dass hier Lösungen gefunden werden - zeitnah!

Zitat von: Hase am 02. März 2021, 20:35:23
ich hoffe nur das angenommen nur geimpfte dürfen was besuchen, es in paar jahren nicht heißt okay, jetzt packen wir halt jedes jahr die aktuelle Grippeschutzimpfung mit in die AGB und wer die nicht kommt nicht rein...
Oder die Impfstoffhersteller produzieren einfach nur noch Grippe/Corona Kombipräparate und hauen so jedem die Grippeimpfung rein. Hat ja bei der bescheuerten Masernimpfpflicht auch funktioniert.  ;D

Zitat von: Hase am 03. März 2021, 08:15:57
Danke an @Sams, dachte schon stehe alleine dar  ;D

Viel sage ich jetzt auch nicht mehr dazu, meine Meinung habe ich geäußert (mehrfach)

Kleines Off-Topic: ich finde es auch ganz sehr erschreckend das man in der heutigen Welt scheinbar sich zu kein Thema mehr kritisch äußern darf oder vielleicht nicht alles gut findet ohne das man gleich in gewisse Ecken geschoben wird nur weil man nicht auf diese ganzen "Gutmenschen" zug aufspringt, das merkt man in der Pandemie auch ganz besonders. Zum Glück ist es hier im Forum nicht so extrem wie bei den Sozialen Netzwerken...
Jup, das nervt. Gerade beim Thema Impfen ist das extrem. Da bist du gefühlt gleich ein rechter, asozialer Aluhutträger, wenn du auch nur irgendwas kritisch hinterfragst  ::)

StefanH

#138
Zitat von: supere10 am 03. März 2021, 12:19:30
Hier mal ein paar Worte von Alexander Kaschte (Samsas Traum), dessen Frau Tätowiererin in Marburg ist:

Vom 06.12.:
Vom 17.01.:
Vom 27.02.:
Das kann ich auch so von mir bekannten Leuten bestätigen.
Das ist ja nun wieder ein super-Sonderbeispiel. Du schriebst "Tätowierer bekommen nichts". Das ist einfach nicht richtig.

Und für den Fall der Elternzeit muss man dann prüfen, ob nicht die Ausnahme des "Schwankenden Umsatzes in 2019" gilt, da ist die Elternzeit nämlich mit inbegriffen. In solchen Fällen ist der Umsatzrückgang ggf. nicht notwendig für Hilfen, aber aus der Ferne ist das natürlich nur schwer zu beurteilen, weil das wirklich ein Sonderfall ist.


Jocke

Bzgl. der Staatshilfen ist übrigens momentan ein "Härtefallfonds" für Betriebe, die auf die bisherigen Hilfen nicht zugreifen konnten, im Gespräch. Muss man natürlich abwarten, wie die Umsetzung dabei sein wird  ;)